Um die Dimensionen einordnen zu können: Die Vogelsammlung des NHM war schon vor der Schenkung sehr groß, sie umfasste 125.000 Objekte. Nun sind es 145.000. Großteils handelt es sich um Vogelpräparate, aber auch Gelege und Nester sind darunter. „Mit dieser Größe spielen wir in der Top-Liga in Europa“, betont Renner.
"Wir nennen sie ,Wurstpräparate'"
Ausgestellt sind im Museum übrigens nur 2.800 dieser Objekte – meist Vögel, die so präpariert sind, dass ihre Körperhaltung dem lebenden Tier nachempfunden ist. Der Großteil der Vogelpräparate, die hinter den Kulissen lagern, sind Bälge – sie besitzen eine längliche Form, um platzsparender aufbewahrt werden zu können. „Intern nennen wir sie daher ‚Wurstpräparate‘“, sagt Renner und lacht.
Die Tiere stammen aus 94 Ländern
Doch zurück zur „Harrison Bird Collection“: „Die Vögel stammen aus 94 Ländern“, beschreibt der Experte. Etwa aus Großbritannien, der Schweiz, Bulgarien, Saudi-Arabien, Japan oder Korea. Darunter sehr seltene Exemplare, wie eine Unterart des Zaunkönigs, die nur auf den Äußeren Hebriden in Schottland vorkommt.
Doch wozu dienen all die Objekte? „Sie sind ein Archiv der Natur“, erwidert Renner.
Sammlungen bewahren ausgestorbene Arten
Erstens bewahren sie ausgestorbene Arten, wie etwa die Wandertaube. Einst gab es Milliarden von ihr, riesige Schwärme sollen den Himmel über den USA und Kanada für Stunden (!) verdunkelt haben. Sie war eine der häufigsten Vogelarten der Welt. „Niemand dachte, dass sie aussterben könnte“, so Renner. Doch der Mensch jagte zu viele der Tiere. Wandertaube „Martha“, die letzte ihrer Art, starb am 1. September 1914 im Zoo von Cincinnati, Ohio. Auch häufige Arten sind also nicht vor dem Aussterben gefeit.
Eine Wandertaube gab es übrigens bereits am NHM, nun kam eine zweite aus der „Harrison Bird Collection“ hinzu. „Unser Bestand hat sich also verdoppelt“, scherzt Renner.
Objekte zeigen, wie sich Gestalt änderte
Zweitens lässt sich anhand der Objekte studieren, wie sich die Gestalt der Vögel veränderte: etwa Schnabel- oder Flügellängen, da sie sich an Umweltbedingungen anpassen. Was wiederum zeigt, wie sich Natur und Klima verändern.
„Eine Studie aus Chicago ergab, dass Zugvögel nicht mehr so weit ziehen, da das Klima milder wird. Daher wurden die Flügel kürzer “, so Renner. Ob das bei Rotkehlchen in unseren Breiten ähnlich ist, möchte er nun auch mithilfe der „Harrison Bird Collection“ untersuchen.
Sammlungen zeigen Vielzahl der Arten
Und nicht zuletzt zeigen die Vogelsammlungen natürlich, welche und wie viele Arten und Unterarten es gibt. „Als Biologe wünscht man sich immer eine Serie, um Individuen vergleichen zu können“, erklärt Renner. Er zeigt drei Exemplare des Hakengimpels: einer aus Oslo, einer aus Lettland, einer aus North Dakota.
„An der leicht unterschiedlichen Färbung des Gefieders erkennen wir, dass die Exemplare aus Nordeuropa einer anderen Unterart angehören als das Tier aus den USA“, erklärt Renner.
Welche Fragen Ornithologen aus aller Welt auch beschäftigt: In Wien gibt es nun 20.000 neue Exemplare, die sie studieren können.
Kommentare