Floridsdorf: Ein eigenes DKT für den "blauen" Bezirk

Für Gehsteigreinigung auf dem Bahnhof Floridsdorf bezahle 40 Euro. Wer diese Spielkarte vor sich hat, hat nicht einmal die schlechteste Karte gezogen. Es gibt weit Schlimmeres im 21. Bezirk – auch im Floridsdorf-DKT, das Hannes Neumayer erfunden hat.
DKT ist die Abkürzung für Das kaufmännische Talent. Nach der Erstauflage 2019 hat Neumayer das Brettspiel jetzt, anlässlich 120 Jahre Floridsdorf bei Wien mit der Firma Piatnik aktualisiert.

Der Spiel-Macher
Kaum wer kennt den Flächenbezirk links der Donau besser als der Herausgeber, Chefredakteur und Chefinseratenverkäufer der Floridsdorfer Zeitung.
Dass sein Bezirk aus ganz anderen als historischen Gründen in die Schlagzeilen geraten ist, mag vom Spiel ablenken. Für den Verkauf ist das historisch einzigartige Ergebnis der Nationalratswahl (zum ersten Mal überholte die FPÖ die SPÖ im 120 Jahre alten Außenbezirk) gar nicht einmal so ungünstig.

„Spielen tun wir alle gern“, sagte Bezirksvorsteher Georg Papai (SPÖ) bei der DKT-Präsentation im Festsaal des Amtshauses am Floridsdorfer Spitz – für ihn ein willkommenes Heimspiel, bei dem er auch keine Fragen zur Wahl beantworten musste.
Zurück zum Spiel: Gehe auf den Schlingermarkt (Feld 31). Wer diese Karte liest, wird ebenfalls ein Stück weit zurückgeworfen. Weil dort intensiv eingekauft werden sollte, muss er im Spiel gleich „drei Mal aussetzen“.
Spielerisch kann man beim DKT Floridsdorf (kostet 35 €) klassisch betriebswirtschaftliches Haushalten lernen und darüber hinaus auch den 21. Bezirk näher kennenlernen.
Dem neuen, mit seinen gerade mal 800 Metern Länge kürzesten Radhighway der Welt (auf der Floridsdorfer Hauptstraße) ist das Feld 16 gewidmet. Das Amtshaus, zunächst als Rathaus für eine niederösterreichische Landeshauptstadt namens Floridsdorf (sic!) geplant, widmet der Spiel-Macher das Feld 15 und dazu eine Zeichnung.
Dem Kinzerplatz und seiner Kinzerkirche mit dem dritthöchsten Kirchturm Wiens ist indes das Feld 29 gewidmet.

Das Verkaufs-Talent
Dem neuen Spiel fehlt, wie bei der Präsentation launig moniert wurde, ein eigenes Feld für die Langsamfahrstelle der Straßenbahnen auf der Donaufelder Straße.
Die mussten die Wiener Linien aufgrund altersschwacher Tramschienen einrichten. Weil das längst wie ein nicht enden wollendes Wiener Provisorium wirkt, sind Anrainer seit Monaten sehr aufgebracht.
Besonders böse Floridsdorfer Zungen säuseln, dass auch jener Kleingartenverein in Strebersdorf ein blaues Feld verdient hätte, in dem Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (auch SPÖ) wohnt, würden seine Nachbarn doch schon fast traditionell mehrheitlich freiheitlich wählen.

Für die Fußballer vom Floridsdorfer AC und ihr nicht erstligataugliches Stadion in der Hopfengasse hat Hannes Neumayer das Feld 34 reserviert. Der Zweitligist feiert ebenfalls sein 120-jähriges Jubiläum, wobei nur intern erzählt wird, dass das erste Spiel anno 1905 stattfand.
In der Realität ist ihr Sportplatz keine Immobilie, auf die Verlass ist. Die Stadt hat öfter den Bau eines neuen Stadions im Verbund mit Wohnungen an Ort und Stelle in Aussicht gestellt. Dabei ist es bis dato jedoch geblieben.

Schön ist, dass die alte Amtsstraße in Jedlersdorf in der Jubiläumsausgabe das Feld 7 ziert. Und das Bezirksmuseum im Mautner-Schlössl an der Prager Straße ist auf dem Feld 33 abgebildet. Dort ist ab dem 10. November die Ausstellung „120 Jahre Floridsdorf bei Wien“ zu sehen.
Ein Bezirks-DKT gibt es auch schon für Favoriten und die Donaustadt. Das Spiel würde den Menschen „ein Lächeln ins Gesicht zaubern“, wirbt Hannes Neumayer, der angeblich schon als Bub ein kaufmännisches Talent besaß.
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