Tierschutz: Heimischen Fischen steht das Wasser bis zum Hals

Ein Schwarm von Elritzen schwimmt durch grünes Wasser.
Wissenschaftliche Daten sollen Grundlage für Schutzmaßnahmen schaffen. Huchen und Elritze wurden jetzt gründlich beforscht.

Ein weiches Fell erobert die Herzen im Sturm; Schuppen tun das nicht. „Wenn man einen Fisch in der Hand hält, ist er glitschig, nass und kalt, mancher stinkt“, beklagt Stefan Schmutz das fehlende Interesse der Öffentlichkeit an allem, was unter Wasser auf- und abtaucht.

Knapp die Hälfte der rund 85 Fischarten in Österreich ist gefährdet. Der Huchen, „König der Alpenflüsse“, hat im stellvertretenden Leiter des Instituts für Hydrobiologie und Gewässermanagement einen wichtigen Fürsprecher. 

Um die Elritze, einen kleinen Schwarmfisch, bemüht sich gerade Anja Palandacic vom Naturhistorischen Museum Wien. Schutzprojekte kommen freilich allen aquatischen Spezies zu gute.

Huchen sind vielen Gefahren ausgesetzt

Früher schwammen Huchen in Österreich und Bayern in mehr als 7.400 Flusskilometern. „Heute befinden sich die ,Ikonen der Alpenflüsse‘ nur noch in 0,7 Prozent des ursprünglichen Verbreitungsgebiets in sehr gutem Zustand“, zitiert Co-Autor Schmutz aus einer aktuellen Studie.

Als Hauptursachen macht der BOKU-Professor Flussregulierung und Wasserkraftwerke aus. Die Hindernisse stoppen die Wanderschaft der fetten Fische; das Ablassen des Wassers zwecks Antrieb der Turbinen häckselt adulte Tiere, der Schwall schwemmt Nachwuchs aus den seichten, sicheren Kinderstuben. 

Die letzten Rückzugskilometer für die bis zu 150 Zentimeter langen Großmäuler sollten unverbaut bleiben, forderte kürzlich die „Plattform zum Schutz des Huchen“.

Otter knabbern den Donaulachs an

„Die Räuber-Beute-Beziehung ist aus dem Gleichgewicht“, nennt Schmutz den Otter als weiteres Problem für die schuppigen Schwergewichte. Seiner Studie zufolge war jeder zweite Huchen angebissen; nur die Bejagung des Felltieres, das ohne Not geschützt sei, könne diese lebensgefährlichen Verletzungen einschränken.

Auch der Klimawandel setzt den Fischen zu

Nicht zuletzt setzt der Klimawandel dem „Donaulachs“ zu. „Die Durchschnittstemperatur im Fluss liegt mittlerweile um fast zwei Grad Celsius über früheren Werten“, so Schmutz.

Tierschutz: Heimischen Fischen steht das Wasser bis zum Hals

Der Huchen war einst tatsächlich „König der Alpenflüsse“.

Großflächige Beschattung entlang der Ufer würde nicht nur den kälteliebenden Huchen helfen. Auch die Elritze leidet unter der Erwärmung. Dazu haben Flussregulierungen auf weiten Strecken die Verbreitung regional reduziert.

„Die letzte Rote Liste der Fische wurde 2007 erstellt. Wir wollten wissen, wo welche Arten leben bzw. gefährdet sind“, erklärt Anja Palandacic die Fragestellung ihres Elritzen-Projekts. 

Zur Halbzeit zieht die Biologin nun Zwischenbilanz: Zum einen zeigten Gen-Analysen aus Museumsbeständen, dass die optischen Vierlinge tatsächlich drei verschiedene Phoxinus-Arten natürlicher Herkunft sind – und dass die vierte, P. phoxinus, vermutlich eingeschleppt wurde. Elritzen waren bzw. sind beliebte Köder-, Futter- und Zierfische.

Elritzen sind durch DNA-Analysen gut erfasst

„Sportfischer und Schulklassen haben rund 250 Proben gesammelt“, freut sich die Forscherin zum anderen über den regen Austausch mit Citizen Scientists. Die schillernden Fischlein seien jetzt gut dokumentiert. 

Bis Oktober 2025 will Palandacic noch herausfinden, wie sich die vier Arten durchmischt haben. Denn Fische nehmen es bei der Fortpflanzung nicht so genau. Zudem will sie die Öffentlichkeit informieren - z.B. am 25. April 2024 um 18 Uhr in einem Online-Vortrag: „Menschen sollen verstehen, dass es selbst in Österreich noch unbekannte Biodiversität gibt – nicht nur bei Insekten, sondern auch bei den Fischen.“

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