Familien bangen um ihre Zukunft in Österreich

Familie O. flüchtete aus Aleppo
Es gibt rund 2000 Dublin-III-Fälle. Hinter der Zahl stehen Menschen mit Schicksalen.

Alan überlegt. Was wäre, wenn er nach Kroatien müsste? "Ich wäre traurig."

Alan ist zehn Jahre alt und lebt mit seiner Schwester Ayenne und den Eltern Rawya und Delan seit Ende 2015 in Kumberg. Geflüchtet aus dem Irak, kam die Familie Hamazeez im November 2015 nach Österreich. Doch das erste EU-Land, das sie betraten, war Kroatien: Die Hamazeez’ sind ein Dublin-III-Fall.

Einer, der den Rückweisungen nach Kroatien früh ein Gesicht gab: Als sie vor einem Jahr abgeschoben werden sollten, rissen Alan und Ayenne aus und versteckten sich. Die Rückweisung wurde ausgesetzt, allerdings sind die Ausweisungsbescheide nach wie vor gültig. Das EuGH-Erkenntnis macht die Abschiebung nach Kroatien jederzeit möglich.

Wie bei vielen anderen auch, die in Ungewissheit verharren. "Hunderte Menschen sind in ein rechtliches Nirvana geschickt worden", ärgert sich Petra Leschanz vom Verein Border Crossing Spielfeld. "Die Leute zerbrechen daran." Das Innenministerium ging zuletzt von rund 2000 Dublin-Fällen aus, wobei bisher 700 nach Kroatien zurückgebracht wurden oder freiwillig gegangen seien.

Wie Familie O. aus Aleppo. Die Syrer Ahmad und Nadia kamen mit Tochter Rawa im Februar 2016 über Spielfeld und lebten bis 20. November in Graz: Dann wurden sie nach Kroatien gebracht. Border Crossing Spielfeld berief dagegen und bekam erst vor kurzem vom Verfassungsgerichtshof recht: Der Fall hätte genauer geprüft werden müssen, da die Familie angab, niemals den Passus „freiwillige Ausreise“ willentlich unterschrieben zu haben.

Doch das nützt jetzt wohl nichts mehr. Das EuGH-Urteil habe ihnen den Weg zurück verbaut, befürchtet Leschanz. "Niemand von denen, die schon in Kroatien sind, darf zurück."

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