Fachkräftemangel: Dem Tourismus geht das Personal aus

Fachkräftemangel: Dem Tourismus geht das Personal aus
Die Zahl der Tourismusschüler ist in den vergangenen zehn Jahren um rund ein Fünftel zurückgegangen. Das soll sich nun ändern.

Es ist der so oft beklagte Fachkräftemangel, der auch der Tourismusbranche immer stärker zusetzt. „Die Zukunft des heimischen Tourismus wird unter anderem davon abhängen, ob wir es schaffen, wieder mehr junge Menschen für die Branche zu begeistern“, sagt Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP). Bei einem Besuch der Tourismusschulen Semmering stellte er am Montag jene Initiativen vor, die dazu beitragen sollen.

Schon im Bereich der Ausbildung verzeichnet man seit Jahren einen kontinuierlichen Rückgang. Besuchten im Jahr 2010 noch 10.778 Schüler die österreichweit 28 Tourismusschulen, so waren es 2020 nur noch 8.023 – ein Minus von rund 20 Prozent. Um dem entgegenzuwirken, sollen nun die Lehrpläne angepasst werden. Man wolle sich stärker von anderen Schulformen abgrenzen und „noch mehr auf die Besonderheiten der Berufe im Tourismus eingehen“, versprach Polaschek. Gespräche mit Branchenvertretern und Experten habe man bereits gestartet.

Digitalisierung

Zusätzlich will der Minister „laufend Trends aus der Wirtschaft aufgreifen und direkt in die Ausbildung einfließen lassen.“ Dies sei entscheidend, um am letzten Stand zu bleiben. Digitalisierung, Social Media und Influencing nannte Polaschek als Schlagworte. „Durch die Intensivierung von Aus- und Weiterbildungen werden Schüler zu Experten im Bereich der Digitalisierung in der Tourismusbranche“, hofft er. Diese Weiterbildungen sollen in Kooperation mit den Pädagogischen Hochschulen stattfinden.

Begeistert nahm Jürgen Kürner, Direktor am Semmering und Sprecher aller Tourismusschulen Österreichs, die Ankündigung auf. „Einen solchen Schulterschluss habe ich noch nicht erlebt“, dankte er. Die Corona-Pandemie habe sicher ihren Beitrag zum Rückgang der Schülerzahlen geleistet, so Kürner. Generell leide der Tourismus aber am schlechten Image – wegen unregelmäßiger Arbeitszeiten und vieler Überstunden.

Dem Gerücht, Absolventen von Tourismusschulen würden danach selten in der Branche arbeiten, trat der Direktor entgegen. „Das ist schlicht falsch. Viele gehen nach der Schule ins Ausland, kommen danach aber wieder zurück, um hier zu arbeiten.“

„Viele offene Stellen“

Während die Zahl der Fachkräfte abnimmt, steigt die Gesamtzahl der Mitarbeiter im Tourismus jedoch an, wie die zuständige Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) ebenfalls im Zuge des Besuchs am Semmering betonte. Grund dafür: Es gibt immer mehr geringfügig Beschäftigte. Noch vor 25 Jahren setzte sich der Arbeitsmarkt aus 83 Prozent Arbeitern und Angestellten, 10 Prozent geringfügig Beschäftigten und 7 Prozent Lehrlingen zusammen. 2019 waren es nur mehr 78 Prozent Arbeiter und Angestellte, drei Prozent Lehrlinge, aber 20 Prozent geringfügig Beschäftigte.

Fachkräftemangel: Dem Tourismus geht das Personal aus

„Der Tourismus ist einer der am schnellsten wachsenden Wirtschaftszweige, wodurch auch der Bedarf an Mitarbeitern angestiegen ist“, betonte Kraus-Winkler. Die Rotation sei groß. Nach drei Jahre seien nur mehr 50 Prozent der Beschäftigten in der Branche tätig, fünf Jahre später sind es nur noch 44 Prozent.

In Niederösterreich sei der Mitarbeitermangel „neben Energiekrise und Teuerungen die größte Herausforderung für den Tourismus“, bestätigt Landesrat Jochen Danninger (ÖVP). „Es gibt in unserem Bundesland sehr viele offene Stellen in der Gastronomie und Hotellerie, wo sich kaum Bewerber finden lassen. Die Demografie und die bevorstehende Pensionierung der Babyboomer-Generation wird die Entwicklung weiter verschärfen.“ Man setze unter anderem auf Social-Media-Videos, um Lehrlinge zu begeistern, zeichne jährlich beim „Zauberlehrling“ den Gastro-Nachwuchs aus. Danninger: „Es muss uns gelingen, den Tourismus als attraktive Branche zu positionieren, wo Menschen gerne arbeiten wollen.“

Kommentare