Explosion in Wien: Wie der Chefinspektor nun die Ursache sucht

Explosion in Wien: Wie der Chefinspektor nun die Ursache sucht
Die Ermittlungen sind schwierig, in Wien kann die Polizei auf einen erfahrenen Kriminalisten und sein Team setzen

Im Fernsehen geht alles extrem schnell. Der Chef-Ermittler findet irgendein verbranntes Teil, schickt dieses im obligatorischen Plastiksackerl in ein ominöses „Labor“ und schaut nach ein paar Stunden dort vorbei. Danach kennt er die Brandursache, der Täter ist dann oft sehr rasch überführt.

Die Realität schaut jedenfalls ganz anders aus. In Wien ist Chefinspektor Armin Ortner seit bald 28 Jahren jener Mann, der diese Tatorte im echten Leben untersucht. Ob Hofburg-Brand oder explodierte Häuser in der Mariahilfer Straße, die Wiener Polizei vertraut auf den erfahrenen Kriminalisten.

 

Kurzer Blick

Auch diesmal wurde Ortner (und sein 18-köpfiges Team) wieder an den Explosionsort in der Preßgasse in Wien-Wieden gerufen. Bisher konnten sie allerdings nur kurz in das Loch im Gebäude hineinschauen, weil Einsturzgefahr herrscht. Nur ein Feuerwehrmann wurde mit dem Kran kurz in das Haus gehoben und schilderte erste Erkenntnisse.

„Jede Geschichte bei uns fängt einmal mit Dreck an“, schildert Ortner, Leiter der Brandermittler im Wiener Landeskriminalamt, dem KURIER vor einiger Zeit in einem Interview sein Vorgehen. „Man ist kein Columbo, der sich nie die Hände schmutzig macht.“

So schnell wie im Fernsehen gehen die Ermittlungen nicht, betont der Polizei-Experte stets. „Wir müssen uns von außen nach innen zur Ursache vorarbeiten und dürfen dabei nichts übersehen“, erklärt Ortner. So eine Untersuchung kann mitunter Tage dauern. Oft werden auch Suchhunde eingesetzt. Wenn diese anschlagen, wird dort gegraben und geschaut, ob Brandbeschleuniger eingesetzt worden ist. Außerdem werden der Reihe nach mögliche Brand- oder Explosionsursachen ausgeschlossen.

Es besteht weiter Einsturzgefahr

Kann lange dauern

Im Fall einer tödlichen Explosion in der Hernalser Hauptstraße im Jahr 2017 dauerte es sogar einen vollen Monat, bis ein stichhaltiges Ergebnis erzielt wurde. In der Folge wurde ein 56-jähriger Mann wegen 23-fachen Mordversuches zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Täter hatte als Racheakt den Hausverwalter getötet und einen Gerichtsvollzieher verletzt.

Schon an dem Strafrahmen sieht man, dass auch die Ermittler unter Druck stehen. Es geht darum, ob ein Mensch lebenslang hinter Gitter geschickt wird. In Deutschland ist es bereits passiert, dass deshalb ein Mieter fälschlicherweise zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Dazu kommt oft medialer Druck, weil viele Journalisten noch am Ort des Geschehens die Ursache wissen wollen.

Explosion in Wien: Wie der Chefinspektor nun die Ursache sucht

Explosion in Wien-Wieden

Im Durchschnitt sterben in Wien etwa 15 bis 20 Personen pro Jahr durch Brände (beziehungsweise seltener auch durch Explosionen).

Rund drei Viertel der Toten hatten Alkohol konsumiert und sind dann beim Rauchen oder Kochen eingeschlafen. Die meisten sterben aber nicht an den Flammen, sondern an den Rauchgasen – diese seien das Gefährlichste: „Rauch ist tückisch, nach fünf, sechs Atemzügen fällt man schon um“, sagt Ortner.

Im aktuellen Fall ist noch alles offen. Von einer Gasexplosion bis zur Detonation einer gefundenen Fliegerbombe ist vieles möglich. Miunter kom mt es vor, dass Passanten Kriegsmaterial nach Hause mitgenommen haben.

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