Expertin skeptisch wegen Testpflicht für Sechsjährige in Wien

Symbolbild
Es stellt sich die Frage, ob die richtige Zielgruppe erreicht wird, so die Expertin. Die Entwicklung in England müsse nicht nur Sorgen machen.

Die aktuelle Corona-Lage scheint in Österreich derzeit relativ stabil zu sein. Die Delta-Variante breitet sich zwar auch hierzulande aus, schlägt sich derzeit aber noch nicht wirklich in den Neuinfektionen nieder. Zudem wird weiter fleißig verimpft, was geht.

Zuletzt herrschte großer Andrang bei Impfaktionen ohne Anmeldung in Wien und Tirol. Beide gehen in die Verlängerung.

Wien machte zuletzt mit neuen Maßnahmen, die Kinder schon ab sechs Jahren betreffen, von sich reden. Die neue Testpflicht für Sechsjährige in Wien, sieht Eva Schernhammer, Leiterin der Epidemiologie an der Med Uni Wien, skeptisch. "Ich wäre nie auf die Idee gekommen, eine Testpflicht für die 6- bis 12-Jährigen einzuführen", sagte sie vor wenigen Tagen gegenüber dem KURIER (mehr dazu). Nun äußerte sie sich im Ö1-Morgenjournal zu der Thematik.

"In Wien kann man sich fragen, ob man da wirklich die Zielgruppe erreicht, um die es möglicherweise geht. Ich denke jetzt zum Beispiel, in der dritten Welle hat man gesehen, dass besonders in den Brennpunktschulen die Kinder jene waren, die infiziert waren. Dann ist ja auch immer noch die Frage, sind die Kinder nicht hier vielleicht im Endeffekt diejenigen, die man erfasst hat, aber im Hintergrund sind es die Erwachsenen oder die Bereiche in der Bevölkerung aus der diese Kinder kommen, wo eine höhere Anzahl an Infektionen vorliegt."

Und: "In Österreich und derzeit im Sommer überhaupt ist für mich schon die Frage, ob man hier mit den verstärkten Teststrategien jetzt in Wien tatsächlich jene Populationsgruppen erreicht, um die es möglicherweise geht."

Wie steht es um die Ausbreitung der Delta-Variante in Österreich?

Innerhalb von zehn Tagen würde sich der Anteil der Delta-Variante bei den Neuinfektionen verdoppeln, so Schernhammer auf Ö1. Das müsse man aber immer "im Kontext der absoluten Zahlen" betrachten. Wichtig sei es, dass es nicht wieder zu einem Gesamtanstieg bei den Infektionszahlen komme. "Dann wird man sich überlegen müssen, ob man vielleicht wieder nachschärft," sagt Schernhammer.

Allerdings sieht sie Österreich auf einem guten Weg: "Man muss aber dazu sagen, dass in vielen anderen Ländern, wo die Delta-Variante derzeit langsam zur dominanten Variante wird, 3G-Regeln, wie sie in Österreich derzeit vorliegen, nicht implementiert sind." Einige Länder würden sich ein derartiges System bereits überlegen. Österreich habe hier "die Nase vorne".  

Verschärfende Maßnahmen seine derzeit in Österreich laut der Expertin nicht notwendig. Im Moment solle man vorsichtig sein und die Zeit nutzen, möglichst viele Menschen zu impfen. Die Impfung sei auch gegen die Delta-Variante "der beste Schutz", so die Expertin.

Großbritannien lockert mit hoher Inzidenz

Großbritannien sei laut Schernhammer ein gutes Bespiel dafür, dass es dort eben nicht zu einem dramatischen Anstieg bei den Hospitalisierungen kommt.

"Das deutet sehr stark daraufhin, dass in Ländern, wo ein guter impffortschritt vorliegt, wie in Großbritannien, dass es dort eben sehr unwahrscheinlich ist, dass man einen großen Anstieg sehen wird in der Hospitalisierung."

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