ESC 2026: Startschuss für das Rennen um die Gastgeberstadt

Von Basel wandert der Song Contest nach Österreich. Wohin genau, ist noch offen.
Kaum war die gläserne Siegertrophäe am 17. Mai von Song-Contest-Sieger JJ in den Basler Nachthimmel gestemmt worden, warfen sich bereits erste Städte ins Match um die Austragung der damit nach Österreich wandernden Musikshow.
Wien und Innsbruck waren sofort Feuer und Flamme. In der Folge bekundeten auch Oberwart, St. Pölten und Wels, das sich mit Linz bewerben will, und zuletzt Graz Interesse.
Noch wird ins Blaue geplant
Die Anwärterstädte kündigten freilich an, bei einem Rennen an den Start zu gehen, für das bis dato weder der Streckenverlauf, noch die Teilnahmekosten und nicht einmal das Austragungsdatum feststeht. Es fehlen schlicht noch die Anforderungen der Europäischen Rundfunkunion (EBU), die den Eurovision Song Contest (ESC) veranstaltet, an ORF, Host City und Eventlocation.
In den potenziellen Austragungsorten wird darauf schon heiß gewartet.
„Der Bewerberprozess für die Host City des ESC 2026 startet voraussichtlich kommende Woche“, heißt es auf KURIER-Anfrage vom ORF. Details zum weiteren Fahrplan will man vorerst noch nicht kommunizieren.
2014 nach dem Sieg von Conchita Wurst mussten die Städte ihr Angebote bis Ende Juli einreichen. Anfang August – drei Monate nach dem ESC – stand der Sieger Wien fest.
Innsbrucker Gemeinderat disktutierte über Sinn und Unsinn
Vorerst wird nicht zuletzt die Kostenfrage politisch ins Blaue diskutiert, auch wenn im Hintergrund bereits an Konzepten gebastelt wird. In Innsbruck stellte die Liste Fritz in der Aktuellen Stunde im Gemeinderat am Donnerstag die Frage in den Raum: „Kann und soll sich Innsbruck den Song Contest (ESC) leisten?“
Stadtchef Johannes Anzengruber ist sich sicher: „Ja, wir können. Und ja wir sollen.“ Wenn auch „nicht um jeden Preis“. Er wittert „eine historische Chance“ und rechnet mit Gesamtkosten in Höhe von 40 Millionen Euro.
„Den ORF wird es am meisten treffen“, so der Bürgermeister. „Das Ganze funktioniert nur im Schulterschluss aller Beteiligten“, steht für ihn fest. Bund, Land (das einem finanziellen Zuschuss aber schon eine Absage erteilt hat), Stadt oder aber auch Tourismus müssten ihren Beitrag leisten: „Wer profitiert, soll mittragen.“
"Imagekampagne, die wir uns nie leisten könnten"
Der Bürgermeister sieht im ESC in erster Linie „keinen Kostenpunkt, sondern einen Wertschöpfungsmotor.“ Der mediale Werbewert betrage rund 100 Millionen Euro und entspreche einer „Imagekampagne, die wir uns nie leisten könnten.“ Man dürfe sich nicht fürchten ein Angebot zu legen, aber eines, „das das Budget der Stadt nicht aus der Bahn wirft.“
Das sehen auch Anzengrubers Koalitionspartner Grüne und SPÖ so, stehen einer Host City Innsbruck aber grundsätzlich positiv gegenüber. Ein striktes Nein kam nur von der KPÖ. Und der FPÖ, bei der Gemeinderat Fabian Walch die Debatte aufs ideologische Spielfeld führte.
Er attackierte die LGBTQ-Community, innerhalb derer der ESC eine große Fangemeinde hat. Der Song Contest sei ein Vehikel geworden „für eine besonders laute und schrille Community, die anderen Leuten ihre Ideologie aufzwingen will.“
Empörung über FPÖ-Attacke
Um den Wettbewerb zu gewinnen, müsse man „auf jeden Fall auf Kriegsfuß mit der Biologie stehen, ansonsten hat man da keine Chance.“ Grüne-Klubobmann Dejan Lukovic sah einen "widerwärtigen Angriff auf die 'LGBTQI+'-Community".
Ein Parteifreund von Walch hat sich hingegen für den ESC öffentlich erwärmt und möchte ihn nach Oberösterreich holen: Der Welser FPÖ-Bürgermeister Andreas Rabl, der sich gemeinsam mit Linz um die Austragung bewerben will.
Rabl in den Startlöchern
Darüber, was das finanziell bedeutet, mag er noch nicht spekulieren. „Wir werden nicht gackern, wenn wir noch keine Ahnung haben, was verlangt wird“, sagt er. Für ihn steht aber fest, dass die Region viel Erfahrung bei Großveranstaltungen mitbringt, vor allem nach dem Kulturhauptstadtjahr 2024 im Salzkammergut.
In Wels werde zudem gerade eine neue Messehalle gebaut, die alle erforderlichen, technischen Standards erfüllen dürfte – und falls nicht, könnte während der Bauphase derzeit noch nachgerüstet werden. Rabl will jetzt zunächst die Veröffentlichung des Kriterienkatalogs abwarten „und dann werden wir rasch mit der Bewerbung rausgehen."
Ob es denn schon eine Idee gibt, wie etwaige Kosten verteilt werden könnten? „Auch hier gilt: Wir können nicht über Geld sprechen, wenn wir nicht mal die Höhe der Kosten kennen.“ Ähnliches meldet auch Marie-Louise Schnurpfeil, Leiterin des Linz Tourismus: „News gibt es erst ab Veröffentlichung der Ausschreibung.“
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