Ernesto, stur wie sein Hund

Ernesto Kern und Hundedame Charlie, weniger sportlich als das Herrli, aber ebenso stur
Die Welt hat sich auch im Kleingartenverein weitergedreht. In der Siedlung Großjedlersdorf trifft man keine Gartenzwerge mehr. Aber einen unerschrockenen Obmann, den fast alle hier gewählt haben

Das Schild an der Tür sagt: „Vorsicht vor der Frau, der Hund ist harmlos.“ Die Nachbarschaft lacht herzlich, die Warnung ist unbegründet. Seit 24 Jahren lebt Ernest „Ernesto“ Kern mit seiner Frau Gabi hier im Kleingartenverein Großjedlersdorf und man hat den Eindruck, das passt ganz gut, für alle Beteiligten.

Gabi Kern empfängt Gäste ebenso freundlich wie die rundliche Hundedame Charlie, ein sechs Jahre alter Beagle, schon der dritte dieser Rasse. Der Beagle ähnle ihrem Mann, sagt Gabi. „Der Hund ist genauso stur wie er.“ Macht aber nix, sie kommt seit dreißig Jahren ganz gut zurecht mit seiner Sturheit, sagt sie und zupft an den vom starken Regen in Mitleidenschaft gezogenen Rosenblättern.

Der sture Ernest, Künstlername Ernesto, ist seit 2013 Obmann im Kleingartenverein. Davor war er Gruppensprecher und Kassier. „Warum tust du dir das an?“ hat ihn die Gabi jedes Mal gefragt.

Vielleicht, weil sich sonst niemand gefunden hat für die Zores um Parkplätze, laute Kinder, bellende Hunde oder über den Zaun wachsende Pflanzen. Vielleicht aber auch, weil ihm das „Gschaftlhubern“, wie er sagt, im Blut liegt. Die Mama war Hausmeisterin in einem Hochhaus auf der Wagramer Straße. Eine Gefürchtete.

Ernesto, stur wie sein Hund

Gefürchtet ist Ernesto Kern nicht. Aber respektiert. Die ganze Siedlung hat den Mann mit dem zuversichtlichen Lächeln gewählt. Bis auf drei Kleingartenbewohner. Er weiß eh, wer.

Man muss Idealist bleiben. Ein Obmann ist wie ein Bürgermeister. Für alles zuständig. Für die Infrastruktur und fürs Streitschlichten. Bambus, etwa, ist so eine Sache. Wenn der zum Nachbarn wächst, gibt’s Probleme. Manchmal fragt man sich, warum die Leut’ so uneinsichtig sind. Das Leben hier hat einen eigenen Charakter. Gartenzwerge gibt’s keine mehr, die Menschen sind trotzdem anders als, sagen wir, in einer Wohnhausanlage. Man kennt einander. Muss man mögen.

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