Eine Generation unter Druck
Die Angst vor der Zukunft macht auch vor jungen Menschen nicht Halt: Nur jeder vierte Österreicher zwischen 14 und 29 Jahren sorgt sich hinsichtlich der globalen Entwicklungen nicht.
Zu diesem Schluss kommen die Autoren der ersten Lebenswelt-Analyse für Österreichs Jugendliche, die am Donnerstag von Marktforschern von Integral sowie Jugendforschern der in Wien und Hamburg aktiven t-factory-Trendagentur in Wien präsentiert worden ist.
Krisengeschüttelt
Der Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier, einer der Autoren, weiß aus unzähligen Interviews, wie schwer es für die Jungen heute ist, auf dem durch die Finanzkrise arg beeinträchtigen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Auch die tägliche Krisen-Rhetorik, die von den Medien weitertransportiert wird, zeige deutlich Wirkung: „Wenn sie jeden Tag hören müssen, dass die Welt, in der sie leben, vom Kollaps bedroht ist, muss das zwangsläufig auf das Gemüt drücken.“
Auffallend für den Jugendforscher auch: „Viele haben ernste Zweifel, ob sie auf dieses Wirtschaftssystem in Zukunft zählen können.“ Groß ist weiters das Misstrauen gegenüber den etablierten politischen Parteien. Nur 14 Prozent würden – so das Ergebnis der Sonntagsfrage – die SPÖ wählen, 13 Prozent die FPÖ, 12 Prozent die ÖVP, immerhin 16 Prozent die Grünen und sechs Prozent das Team Stronach.
Selfmademan
Wer sie sind
Riederle erzählt im Gespräch mit dem KURIER, wie wenig die Älteren über seine Generation, die „Generation Facebook“, wissen. Doch da hat der junge Mann seine Rechnung ohne den Integral-Geschäftsführer gemacht. „Die Jugend gibt’s nicht“, betont Bertram Barth. „Wir sehen heute sechs Jugendmilieus, die unterschiedliche Strategien im Umgang mit gesellschaftlichen Unsicherheiten entwickelt haben.“
Der junge Riederle, der inzwischen zwei Firmen erfolgreich führt und als Oberstufen-Schüler auf bis zu 70 Vorträge pro Jahr kommt, ist demnach ein Vertreter der Oberschicht. Für ihn stehen in der Tat viele Türen offen.
Er begründet seine Top-Position auch mit den Möglichkeiten, die das Internet bietet: „Wir haben heute in der Sekunde und überall auf der Welt Zugang zu allen notwendigen Informationen. Noch nie war Wissensbeschaffung so einfach. Außerdem können wir immer und überall unsere Meinung kundtun.“ Die Folgen liegen für ihn auf der Hand: „Noch nie konnten junge Leute so selbstbestimmt arbeiten wie heute.“
Zur Zerstreuung
Der Forscher widerspricht auch Riederles These, wonach das Internet allen eine faire Chance für einen sozialen Aufstieg bietet: „Nur wenigen dient es zur Weiterbildung, der Mehrheit einzig zur Zerstreuung.“
Zweckoptimismus
Deutlich rosiger als die globale wird die eigene Zukunft bewertet: Zwei von drei Befragten sind guter Dinge. Hier liegt jedoch der Verdacht nahe, dass die weniger Privilegierten nicht wagen, der neuen Ideologie der unbegrenzten Möglichkeiten zu widersprechen.
In Österreich ist übrigens der Anteil der Konservativ-Bürgerlichen unter den jungen Menschen deutlich höher als in Deutschland, dafür leben dort mehr junge Hedonisten an der Armutsgrenze.
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