Eine Frage der Höflichkeit: Gendern gehört für Jugendliche zum guten Ton

Ein pinkfarbener Notizzettel mit dem Wort „Gender“ liegt auf einer Computertastatur.
Dass im Deutschunterricht gegendert werden muss, ist für Schülerinnen und Schüler kein Problem - fehlende Akzeptanz bei Älteren aber schon.

Nach einer repräsentativen Umfrage des WDR will der deutsche Sender von der geschlechtergerechten Sprache Abstand nehmen. In der älteren Generation (50-59) halten 68 Prozent Gendern für wenig bis gar nicht wichtig. Jüngere Menschen (14-29) sehen das anders, 43 Prozent von ihnen ist das Thema wichtig.

Den Schülerinnen und Schülern des Bundesgymnasium Tamsweg in Salzburg ist selbst überlassen, wie sie in ihren Deutsch-Texten gendern - negativ gewertet wird fehlendes Gendern. Sie waren zu Besuch in der KURIER-Redaktion und wurden nach ihrer Meinung zu dem Thema gefragt.

(K)eine Diskussion

"Wir haben im Deutschunterricht darüber gesprochen. Dass wir gendern müssen, war keine große Diskussion. Alle haben es akzeptiert. Für mich ist es auch keine große Umstellung gewesen. Seitdem verwende ich das das Binnen-I," erzählt der 16-jährige Lorenz.

Für Marie ist Gendern reine Formsache: "Man liest über die Doppelnennung oder das Binnen-I einfach drüber. Von daher bin ich unsicher, ob sich dadurch etwas ändern kann."

Paulina glaubt an den Einfluss von geschlechtergerechter Sprache, auch wenn dieser nicht unbedingt bewusst wahrgenommen wird: "Ich habe mit Freundinnen und Freunden schon diskutiert, ob es wirklich notwendig ist. Vielleicht könnte man Dinge umschreiben oder neutrale Begriffe finden, die dann universell verwendet werden. Durchs Gendern fühlen sich Frauen - wenn auch unterbewusst - aber jedenfalls stärker angesprochen", sagt die Schülerin.

Ein junger Mann mit Brille und Mütze trägt einen weißen Hoodie.

Mit dem Binnen-I fällt es Lorenz (16) leicht zu gendern.

Eine junge Frau mit langen braunen Haaren trägt eine weiße Fleecejacke.

Marie (15) ist unsicher, welchen Einfluss geschlechtergerechte Sprache hat.

Eine lächelnde junge Frau trägt ein „Mickey & Friends“-Langarmshirt.

Paulina (15) ist sicher: Durchs Gendern fühlen sich Frauen stärker angesprochen.

Ein junger Mann mit Brille und beiger Kapuzenjacke steht vor einer Wand.

Dass Gendern immer für Diskussionen sorgen wird, glaubt Alex (16).

Eine lächelnde junge Frau mit Brille und braunen Haaren vor einer hellen Wand.

Sophie (16) wünscht sich von Älteren mehr Verständnis und Akzeptanz.

Dass Gendern irgendwann kein Diskussionsthema mehr sein wird, glaubt der 16-jährige Alex nicht. Ganz im Gegenteil: "Es wird immer darüber diskutiert werden. Auch in meiner Altersgruppe, gibt es Menschen, die gegen das Gendern sind. Ich denke, dass es für Frauen und Mädchen auch ein größeres Thema ist, als beim anderen Geschlecht." Ein weiterer Treiber der Diskussion sei, dass sich auch intergeschlechtliche Personen eine für sie inklusive Sprache wünschen.

Mehr Akzeptanz

Wie unterschiedlich die Generationen das Thema sehen, weiß Sophie aus eigener Erfahrung: "Ich habe den Eindruck, dass sich ältere Personen generell schwerer tun. In Gesprächen darüber fehlt es manchen an Verständnis und Einsicht. Sie haben nicht den Willen zum Gendern. Dabei sollte akzeptiert werden, dass sich Sprache weiterentwickelt."

Zum Schritt des WDR sagt die 15-jährige Alexandra: "Gendern ist eine Form von Höflichkeit, es werden Frauen mit einbezogen. Wenn jetzt ein Medium oder eine Organisation sagt, das Gendern wird wieder abgeschafft, dann ist doch genau das die größere Umstellung. Gendern ist normal geworden."

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