Genderdebatte im Fernsehen: Das störende "I"

Genderdebatte im Fernsehen: Das störende "I"
Der ORF spricht das „Binnen-I“ in den Nachrichten, der WDR-Programmchef empfiehlt seiner Redaktion mittlerweile, davon Abstand zu nehmen. Was ist der aktuelle Stand der ewigen Diskussion?

Tarek Leitner war einer der ersten und damit prominentesten Nutzer des gesprochenen „Binnen-I“. Der Moderator der „Zeit im Bild“ setzt konsequent auf geschlechtergerechte Sprache mit Kunstpause vor dem „-Innen“ und hat damit einige böse Kommentare auf sich gezogen – gegenderte Sprache in den Hauptnachrichten ist manchen zu viel.

Es ist ein Phänomen des deutschen Sprachraums, Funktionen so zu formulieren, dass alle Geschlechter mitgemeint sind (im Englischen tut man sich damit leichter). In sozialen Medien und Kommentarspalten wird das Thema heiß diskutiert. Sprache ist eben ein gemeinschaftliches Unterfangen, das viele Standpunkte umfasst.

Mehrheit lehnt es ab

Eine Studie des WDR bringt jetzt Wasser auf die Mühlen jener, die das gesprochene „Binnen-I“ nicht wollen. Demnach lehnen 69 Prozent die Kunstpause im Wort ab. Gut oder sehr gut finden das nur 27 Prozent. Für WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn bestätigen die Ergebnisse der Umfrage, die am Montag veröffentlicht wurde, den bisherigen Umgang des WDR mit dem Thema: „Sprache ist ja etwas ganz Persönliches und wir wollen so sprechen wie unser Publikum.

Und wenn wir feststellen, dass diese Sprechlücke abgelehnt wird, dann empfehlen wir auch, darauf zu verzichten.“ Eine Order ist das nicht. Einzelne Redaktionen könnten sich für die Nutzung entscheiden, wenn die Form beim Publikum eines speziellen Angebots überwiegend vertraut und gebräuchlich ist, beispielsweise bei einem Angebot in den sozialen Medien.

Arbeitsgruppe im ORF

Im ORF ist das Gendern ebenfalls noch nicht abschließend diskutiert: Generaldirektor Roland Weißmann hat eine Arbeitsgruppe damit beauftragt, sich mit geschlechterspezifischer Sprache auseinanderzusetzen.

„Dabei sollen etwa auch Richtlinien erörtert und erarbeitet werden, wie man zielgruppenorientiert mit dem Thema umgeht“, hieß es auf KURIER-Anfrage aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Ein vorläufiges Ergebnis sei in den kommenden Wochen zu erwarten.

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