Was hält sie davon, wenn Moderatorinnen und Moderatoren vor dem *innen kurz innehalten? „Ungeübte betonnen die Lücke oft zu lange, was dann komisch klingt“, gibt sie zu bedenken. Aber es gibt auch – meist jüngere – Menschen, für die gendergerechte Sprache selbstverständlich ist, „weil sie alle ansprechen wollen: Männer, Frauen, trans- intergeschlechtliche und nicht binäre Menschen. Deshalb verwenden sie nicht das Binnen-I, sondern ein Sternchen oder Unterstrich.“
Olderdissen plädiert in beiden Fällen für Toleranz: „Genau so wie manche eine Dialektfärbung haben, so sprechen manche bewusst gendersensibel.“
Spezialfall Journalismus
Im Beruf sei das anders – da machen viele Unternehmen klare Angaben. Ein Spezialfall sei der Journalismus: „Der hat den Auftrag, Informationen so zu vermitteln, dass sie von allen Menschen verstanden werden. Haben viele aber den Eindruck, dass die Sprache zu akademisch sei, schalten sie ab. Genauso wenn zu viel gendert wird, gibt sie zu bedenken. Wenn sich zudem ein Großteil gegen Gendersternchen ausspreche, müssen sich die Leute in den Redaktionen etwas überlegen“, sagt sie. Ihre Lösung: „Wir müssen kreativ werden und so sprechen und schreiben, dass die Texte flüssig und inhaltlich wahrhaftig und präzise sind – das ist unser Auftrag im Journalismus.“ Präzise bedeutet, dass in einem Beitrag über Spitäler von Ärztinnen und Ärzten gesprochen wird – weil ja nun mal beide Geschlechter diesen Beruf ausüben. „So wird für diese Tatsache ein Bewusstsein dafür geschaffen“, sagt die Journalistin. Eine weitere Möglichkeit sei, Partizipien im Plural zu verwenden – also „Studierende“ statt „Studenten“. „Das ist dann eben eine Berufsbezeichnung – so wie beim Vorstandsvorsitzenden, bei dem das Partizip auch niemanden stört.“
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