"Ein Toter hat keine Schmerzen mehr"

"Ein Toter hat keine Schmerzen mehr"
Claudia Bauer ist die erste Leiterin einer Mordgruppe in Österreich. Mit dem KURIER spricht sie über die Stille in der Terrornacht und was man von Columbo lernen kann.

Das Büro in der Wiener Berggasse lässt wenig Rückschlüsse darauf zu, was hier passiert. Die Möbel sind grau und zweckmäßig. Die Aktenordner stehen dicht an dicht. Die Mappe, die am Schreibtisch liegt, ist mit „Leonie“ beschriftet. Jenes 13-jährige Mädchen, das unter Drogen gesetzt, vergewaltigt und dann leblos auf einem Grünstreifen in Wien abgelegt wurde. Hinter dem Schreibtisch sitzt Claudia Bauer. Seit Kurzem ist sie die erste Frau, die in Österreich eine Mordgruppe leitet. Sie hat ein Bild der berühmten Hände aus Michelangelos Deckenfresko „Die Erschaffung Adams“ aufgehängt. Ein symbolträchtiges Bild, meint die Kriminalistin. „Den Schwächeren die Hand reichen“, bedeutet es für sie. Der KURIER traf sie zum Interview.

KURIER: Wir sitzen heute bei Ihnen, weil Sie die erste Leiterin einer Mordgruppe in Österreich sind. Ist das für Sie etwas positiv Besetztes oder nervt es Sie, darauf angesprochen zu werden?

Ich war die vergangenen neun Jahre mit der Stellvertretung betraut, mir ist diese Verantwortung nicht mehr fremd. Und viele Menschen wissen gar nicht, dass ich die Erste in Österreich bin. Jetzt muss ich mehr delegieren, für mich ist nun das Führen des Aktes wichtig. Ich habe zum Beispiel kaum noch Zeit für Vernehmungen, begleite diese nur mehr.

Sie waren vor bald 20 Jahren die erste Frau bei der Mordkommission in Österreich. Gibt es mittlerweile mehr?

Stimmt, viele Jahre sogar. Aktuell sind wir, soweit ich weiß, fünf Frauen in ganz Österreich, die im Bereich der Tötungsdelikte tätig sind. Dazu kommen noch weitere in den Außenstellen, die Suizide oder bedenkliche Todesfälle bearbeiten.

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