„Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil findet eine bessere Situation vor als noch vor einer Woche“, sagt Hofer. Der Furor in FPÖ-Kreisen, dass Kickl zunächst vom Regieren ausgeschlossen wurde, habe sich gelegt, was der SPÖ zugute kommen könnte. Außerdem könnten die Roten vor Blau-Schwarz im eigenen Bundesland warnen und so leichter mobilisieren.
Der rote Klubobmann Roland Fürst hat dies am Dienstag bereits mit einer Asterix-Anspielung auf der Plattform X gemacht: „Ganz Österreich wird langsam Schwarz-Blau, auch im Bund offensichtlich….ganz Österreich? Nein“. Wer kein schwarz-blaues Burgenland wolle – und demnach das gallische Dorf erhalten wolle -, müsse Doskozil wählen.
Der Landeshauptmann müsse allerdings zumindest das 18. Mandat halten, so Hofer, sonst gäbe es eine reelle Chance auf blau-schwarz. Dass ÖVP und FPÖ als strategisches Ziel haben, den Roten den Landeshauptmannsessel abzuluchsen, liege auf der Hand.
Die derzeit laute Kritik an der Bundes-SPÖ sollte für Doskozil hingegen kein allzu großes Problem darstellen. „Er hat die größtmögliche Distanz zwischen sich und Bundesparteivorsitzenden Andreas Babler und auch die Wiener SPÖ gebracht“, mein Hofer. "Aus persönlicher Abneigung, aber vermutlich auch aus strategischen Gründen."
Niederösterreich: Kein Erdrutsch für FPÖ erwartet
In Niederösterreich stelle sich die Situation anders dar. Vor allem deswegen, weil es sich nicht um Landtagswahlen, sondern um Gemeinderatswahlen handelt.
„Hier zählen die Persönlichkeiten der Bürgermeister und die Geschichten vor Ort mehr“, sagt Hofer. Er erwarte dennoch Zuwächse für die FPÖ, aber keine Erdrutschsiege wie bei Landtagswahlen. "Von jetzt auf gleich kriege man nicht in allen Gemeinden einen Fuß in die Tür."
Gute Nachrichten für Ludwig
Für die Wien-Wahl seien die aktuellen Entwicklungen für Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) gute Nachrichten, sagt der Politikexperte. „Er kann sich nun an der schon bewährten Strategie seines Vorgängers Michael Häupl bedienen und sich als Bollwerk gegen Blau-Schwarz positionieren.“
Mit einer zu erwartenden emotionalen Kampagne könne man so Stimmen von Parteien ergattern, die „in ähnlichen Teichen fischen“.
Die FPÖ werde sich trotzdem vervielfachen, sagt Hofer. Bei den vorangegangenen Wahlen 2020 hatten die Blauen schließlich, auch aufgrund des Ibiza-Skandals, nur rund 7 Prozent.
Eine zuletzt kolportierte mögliche Vorverlegung der Wien-Wahl hält Hofer für unwahrscheinlich. "Ich sehe dazu keinen Grund. Insbesondere da bis dahin unpopuläre Einsparungsmaßnahmen des Bundes zu erwarten sind, auch wenn das noch nicht abzuschätzen ist.“
Die kleineren Parteien, Neos und Grüne, werden es schwer haben, wenn sich Ludwig als Retter Wiens positioniert, prognostiziert Hofer. Insbesondere auf die Wiener ÖVP unter der Führung von Karl Mahrer warte zudem eine schwierige Aufgabe: "Er wird Steigbügelhalter für die Kicklregierung genannt werden und so zum direkten Angriffsziel."
Ludwig werde Andreas Babler im Wahlkampf linksliegen lassen und seinen eigenen "Wiener Weg" hervorstreichen, vermutet Hofer.
Ludwigs bisherige unterstützende Rolle in Bezug auf den Bundesparteiobmann sieht Hofer übrigens nicht als Hindernis. Die SPÖ-Wählerschaft in Wien verhalte sich ganz anders als jene im Burgenland. "Sie ist viel heterogener. Die Wähler in den Flächenbezirken sind ganz anders als in den Innenbezirken. An der Basis gibt es außerdem auch viele Babler-Fans."
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