Das Wohnen im sündhaft teuren Tirol wieder leistbar machen. Den 250 Millionen Euro teuren Neubau des Management Center Innsbruck (MCI) endlich realisieren. Oder die Misere der maroden Schwimmbäder im ganzen Land lösen. Für den für Wohnbau, Hochbau und Sport zuständigen SPÖ-LH-Stellvertreter Georg Dornauer gäbe es genug politische Baustellen.
Aber wieder mal wird über eine Grube diskutiert, die sich der 41-Jährige mit Hang zur Selbstinszenierung selbst gegraben hat. Das Foto von einem Jagdausflug mit René Benko könnte den SPÖ-Landesobmann seine Karriere kosten. Sein Weg nach oben ist gepflastert mit Fettnäpfchen und Aufregern.
"Das Maß ist voll", sagt nun Innsbrucks Vize-Bürgermeisterin Elisabeth Mayr. Stadtparteiobmann Benjamin Plach ist nicht mehr bereit, "solche Ausritte weiter zu ertragen".
Diese "Ausritte" von Georg Dornauer haben begonnen, kaum hatte er sich in den Sattel der SPÖ-Spitze in Tirol geschwungen. Ein Überblick:
Vor ziemlich genau sechs Jahren war der aufstrebende Rote gerade erst wenige Tage vom Landesparteivorstand als künftiger Landesobmann designiert, da musste er Ende 2018 bereits intern die Vertrauensfrage stellen und sich Sexismus-Vorwürfe gefallen lassen.
Die "Horizontale"
Bei einer Landtagssitzung in Richtung der Grünen-LandesrätinGabriele Fischerhatte Dornauer ob ihrer krankheitsbedingten Abwesenheit erklärt, dass er sich diese "nicht in der Horizontalen vorstellen" wolle. Nach überstandener Vertrauensfrage gab sich der SPÖ-Frontmann reumütig, fühlte sich aber auch missverstanden.
Dass er dann - einlenkend gemeint - erklärte, dass "Sexismus beim Empfänger entsteht", war der nächste Fettnapf. Täter-Opfer-Umkehr war der Vorwurf.
In der Folge gerät er immer wieder mit der damaligen Bundes-SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner in Konflikt. Die wäscht ihm und seinem angereisten Parteifreund, dem ebenfalls immer wieder querschießenden SPÖ-Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, beim Tiroler Parteitag im März 2019 den Kopf. Aber Dornauer wird zum Landesobmann gewählt.
"Mein Freund Walter Meischberger"
Kaum offiziell im Amt, der nächste Aufreger, der auch intern für Wirbel sorgt. Dornauer postet ein Foto gemeinsam mit "meinem Freund Walter Meischberger" - Ex-FPÖ-Politiker und Angeklagter im Buwog-Prozess. Es sei ihm um "Stammtischhoheit" gegangen, erklärt der SPÖ-Chef das Gespräch mit einem politisch anders Verorteten.
Im Herbst 2019 verliert die SPÖ die Nationalratswahl. Die ÖVP ist nach dem Ibiza-Absturz der FPÖ der große Wahlsieger. Dornauers Erklärung, warum es Rendi-Wagner nicht gelungen ist, freiheitliche Wähler zurück zur SPÖ zu holen: "Der klassische FPÖ-Wähler wählt keine Frau mit Doppelnamen."
Das Jagdgewehr bei offenem Fenster im Auto
Im November 2019 muss Dornauer sich wieder mal für ein "unendliches Missgeschick", wie er es vergangene Woche gegenüber dem KURIER im Rückblick nannte, entschuldigen. Bevor er von Innsbruck Richtung Osten fliegt, um seinem Kumpel Doskozil beim SPÖ-Parteitag die Ehre zu erweisen, parkt der Tiroler Rote sein Auto am Flughafen Innsbruck.
Auf der Rückbank des Wagens liegt sein gebrauchsfertiges Jagdgewehr - bei offenem Fenster. Security-Mitarbeiter entdecken die Waffe, sie wird sichergestellt. Dornauer, der damals noch Jagdleiter in seiner Heimatgemeinde Sellrain ist, bekommt ein Waffenverbot auferlegt. Für eine Richterin war das Handeln von Dornauer grobe Fahrlässigkeit.
Er hatte damit auch ausgejagt - ohne Waffe kein Jäger. Zumindest für mehrere Jahre. Wie vergangene Woche im KURIER berichtet, will der SPÖ-Landeschef einen Antrag auf Aufhebung des Waffenverbotsbescheids stellen, damit er seinem "bescheidenen Hobby wieder nachgehen darf".
Zwischendurch verstört der Parteiobmann seine Partei immer wieder mal. Etwa als er sein Konterfei auf der SPÖ-Landeszentrale in den Schriftzug der Partei montieren lässt. 2022 schlägt dann seine große Stunde. Bei den Landtagswahlen gibt es für die Roten zwar nur ein kleines Plus.
Nach zehn Jahren auf der Oppositionsbank führt Dornauer die SPÖ aber wieder in eine Regierung mit der ÖVP, er wird erster - wie er gerne betont - Landeshauptmann-Stellvertreter von Anton Mattle in der schwarz-roten Koalition.
Handshake mit KHG
Die große Bühne gefällt dem Aufsteiger, der diese als Sport-Landesrat auch bei Großveranstaltungen in Tirol findet. So etwa im heurigen Jänner bei den Kitzbüheler Hahnenkamm-Rennen. Schlagzeilen macht dann ein kumpelhafter Handschlag mit Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (KHG) auf der Bühne der Kitz-Race-Party.
Dornauer trifft ihn und seine Frau Fiona Swarovski auf dem roten Teppich. In der SPÖ sorgen die Bilder wieder einmal für Verstörung. Immerhin wurde Grasser in der Buwog-Affäre erstinstanzlich zu acht Jahren Haft verurteilt. Die selbe Causa, in der auch Grassers Trauzeuge und Dornauers guter Freund Meischberger auf der Anklagebank saß.
Der SPÖ-Landesrat wird in Kitzbhühel von seiner italienischen Lebensgefährtin Alessia Ambrosi begleitet. Dass auch diese Beziehung - also eine Privatsache - öffentlich diskutiert wird, hat gleich mehrerere Gründe. Einerseits ist Ambrosi Rechtspolitikerin, was in der SPÖ mit Befremden aufgenommen wird.
Im Sommer vergangenen Jahres werden aber vor allem von ihr gepostete Liebesfotos des Paars - in Badeoutfits am Strand - heiß diskutiert.
Der für seine flapsigen Sprüche bekannte Tiroler hat inzwischen längst auf Bundesebene Bekanntheit erlangt. Auch wenn er zwischendurch vorsichtiger agiert, so haut er doch immer wieder einmal Aussagen raus, die für Aufregung sorgen.
"Asylobergrenze null"
Unmittelbar vor dem Auftakt der Innsbrucker SPÖ in die Gemeinderatswahl - mit dem bereits im Vorwahlkampf befindlichen Bundes-Chef Andreas Babler - im heurigen Frühjahr ist es wieder einmal so weit. Mit ihm könne man auch diskutieren, ob "die Asylobergrenze für die kommenden Jahre nicht null sein sollte in Österreich", sagt er dem Standard.
Der Fokus geht wieder einmal auf die Frage, wie es die SPÖ in der Migrationspolitik hält. Die Innsbrucker Genossen sind sauer, Babler ist vor den Kopf gestoßen. Die links orientierte Stadtpartei fährt dennoch ein ausgezeichnetes Ergebnis ein und wird Teil einer Dreier-Koalition mit Mayr als Vize-Bürgermeisterin.
Im Juni des heurigen Jahres muss sich Dornauer dann schon wieder erklären. Tirols Landeshauptmann-Stellvertreter gerät wegen des Besuchs des Fußball-EM-Spiels zwischen den Niederlanden und Österreich in Erklärungsnot.
Ausflug zur Fußball-EM
Der Grund: Er erhielt vom Tiroler Fußballverband (TFV) Gratiskarten, die Reisespesen bestritt er aus den Verfügungsmitteln des Landes - offiziell als Sportlandesrat, wie die Tiroler Tageszeitung damals berichtete. Die Aufregung der Opposition perlt an Dornauer ab.
Ob der Jagdausflug mit Benko nun in der Partei das Fass zum Überlaufen bringt, wird sich noch zeigen.
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