2015 kamen aus einem vergleichbar Reservat aus Polen sechs Stuten und drei Hengste hierher. Mittlerweile hat sich der Weinviertler Konik-Bestand auf eine 23-köpfige Herde ausgeweitet. Jurrien Westerhof vom WWF ist seit 2016 beim Projekt in Marchegg dabei. Vor allem begeistern den gebürtigen Niederländer die Auswirkungen der Pferde auf die Artenvielfalt. Ihre Vergrößerung und die Rückkehr von Spezies ist das Hauptziel des Projekts.
Biodiversität gefördert
„Die Biodiversität nimmt durch Beweidung zu“, erklärt der 52-Jährige. Gemäht wird auf der Weidefläche nicht, das würde den Lebensraum vieler Insektenarten vernichten. Die Beweidung hingegen schafft Lebensraum. Aber auch anderes Verhalten der Tiere, etwa das Abtrampeln von Pfaden und der Verbiss von Bäumen und Sträuchern, führen zur Entstehung von Sonderstrukturen. Diese wiederum bieten seltenen Insekten eine Lebenschance. Beispielsweise weist das Reservat 40 verschiedene Arten von Heuschrecken auf. Auch Störche und seltene Vogelarten profitieren von dem Vorhandensein größerer Insekten, die in ihr Beuteschema fallen. Grundsätzlich gibt es mehr Nahrung als Pferde im Reservat. Deswegen residieren zur Verstärkung im Sommer auch Rinder auf den Weideflächen.
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Das Auenreservat steht Besuchern jederzeit offen und kann auf Wegen durchwandert werden. Nicht nur die Konik-Pferde, sondern auch andere interessante Tierarten, wie etwa die heimische Weißstorchkolonie, können dabei entdeckt werden.
Die Koniks sind menschenfreundlich und neugierig, trotzdem soll ein Abstand von etwa zehn Metern eingehalten werden und Hunde müssen an der Leine geführt werden. Unter den Hengsten kann es schon mal zu Auseinandersetzungen kommen, erzählt Westerhof. Eingegriffen wird hier im Sinne der Freiheit der Pferde so wenig wie möglich. Trotzdem hat das Reservat gesetzlich die gleichen Tierschutzauflagen wie heimische Bauern zu erfüllen. Um eine übermäßige Vergrößerung der Herde zu verhindern, ist die Kastration der Hengste der größte Eingriff. Entwurmt werden die Koniks übrigens nicht – das würde ihren Kot für Dungkäfer ungenießbar machen und so die natürliche Reinigung des Reservats verhindern. Per GPS-Tracker kann Westerhof immer feststellen, wo sich die Herde im Reservat befinden. Für die Zukunft wünscht er sich, dass das WWF-Auenreservat die Initialzündung für gleichwertige Projekte darstellt. „Wir wollen nicht nur die Biodiversität fördern, sondern auch etwas vermitteln“.
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