Polizei trainiert Jagdhunde: Mit feiner Nase gegen die Schweinepest

Start des Projekts bei der Polizeidiensthundeeinheit in Wien-Strebersdorf
Die Afrikanischen Schweinepest (ASP) grassiert vor den Toren Österreichs – nahe an der burgenländischen Grenze in Ungarn sowie in Deutschland und elf weiteren europäischen Staaten ist die Tierseuche auf dem Vormarsch.
Für den Fall, dass die Krankheit auch auf rot-weiß-rotes Gebiet eingeschleppt wird, wollen die Behörden bestmöglich vorbereitet sein. Deshalb hat das Innenministerium diese Woche zusammen mit dem Niederösterreichischen Landesjagdverband ein Pilotprojekt gestartet.
Die Hauptdarsteller der Kooperation zwischen Polizei und den Jägern haben ein Fell, vier Pfoten und eine ausgesprochen sensible Nase. Im Polizeidiensthundezentrum Strebersdorf bei Wien werden Jagdhunde und ihre Herrchen in einem viermonatigen Lehrgang dazu ausgebildet, die Kadaver von Tieren, die an der Afrikanischen Schweinepest verendet sind, aufzustöbern und zu detektieren. Dies soll im Rahmen eines Notfallplanes helfen, eine weitere Verbreitung zu vermeiden und die Auswirkungen der Seuche möglichst gering zu halten.

Gerhard Karner und Josef Pröll besiegelten die Kooperation. Polizisten der Diensthundeeinheit kümmern sich um die Ausbildung der Jagdhunde
Magyar Vizsla, Deutsch Kurzhaar, Kleiner Münsterländer: Das sind einige der neun typischen Vorstehhunde mit besonders gutem Spürsinn, die für das Ausbildungsprogramm auserkoren wurden. Beim Training greift man auf das Know-how der Polizeidiensthundeeinheit zurück. Am Freitag gewährte Oberstleutnant Rudolf König vom Zentrum in Strebersdorf Innenminister Gerhard Karner und dem NÖ Landesjägermeister Josef Pröll einen Einblick in die Ausbildung.
Hunde spüren Leichen auf
Dort, wo sonst die Leichen- oder Drogenspürhunde der Polizei trainiert werden, kamen am Freitag die Jagdhunde erstmals zum Einsatz. „Zunächst geht es darum, die Tiere für die Suche entsprechend zu konditionieren. Das wird anfangs zu Übungszwecken mit einem Trainingsstoff gemacht, später geht man zum Echtstoff über“, erklärt König. Gemeint sind damit Wildschwein-Reste, die im Gelände versteckt und von den Hunden aufgestöbert werden. „Jagdhunde sind in der Regel nicht als Spürhunde für Kadaver ausgebildet. Deshalb hat man diese Kooperation mit der Polizei gestartet“, erklären Pröll und Karner. Der Innenminister weiß, wovon er spricht – er ist selbst Waidmann und auch Jagdhundeführer eines Großen Münsterländers.

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine Virusinfektion, die für infizierte Wild- und Hausschweine meist tödlich endet. Die Krankheit gilt als hochansteckend, für Menschen, Jagdhunde und andere Tierarten hingegen stellt das Virus keine Gesundheitsgefährdung dar. Das Schweinepest-Virus kann in Blut, Fleisch, Knochen und Lebensmitteln monatelang ansteckend bleiben und auch über verunreinigte Schuhe, Kleidung oder Werkzeuge übertragen werden.
Laut der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) liegt der Ursprung der Tierseuche in Afrika, wo das Virus auch die höchste genetische Vielfalt zeigt. Von dort ausgehend, kam es mehrmals im Zuge von Lebensmitteltransporten zu einem Übergreifen nach Europa und Asien. Die ASP hat sich von Osten her Richtung Zentraleuropa ausgebreitet. 2014 wurden die ersten Fälle in Osteuropa bekannt, 2020 kam es zu den ersten Nachweisen in Deutschland. Im Jahr 2021 waren EU-weit fast 12.000 positive Fälle der Schweinepest dokumentiert.
Zum Zweck der Früherkennung müssen in Österreich seit Ende 2019 alle tot aufgefundenen Wildschweine gemeldet und von der Ages auf das ASP-Virus untersucht werden. Bei 1.813 überprüften Kadavern im Jahr 2021 gab es keinen positiven Nachweis. Um den Wildschwein-Bestand im gefährdeten Grenzgebiet des Burgenlandes drastisch zu dezimieren, hat das Land 2022 eine Abschussprämie von 25 Euro pro erlegtem Tier eingeführt.
Fachlich begleitet wird das Projekt von Niederösterreichs Veterinärdirektorin Christina Riedl. Die Hunde sollen bereitstehen, wenn es in Österreich zu einem ersten Nachweis der Schweinepest kommen sollte. „In so einem Fall tritt eine Seuchenkommission der Behörde zusammen. Je nach Auffindungsort wird ein Gebiet festgelegt, das von den Hunden dann auf Kadaver durchsucht wird“, erklärt die Leiterin der Veterinärbehörde.
Hund ersetzt 7 Menschen
Ein gut ausgebildeter Suchhund leiste bei einer Gebietssuche im Gelände ungefähr dasselbe wie sieben Erwachsene, meint Riedl. Im Fall der Schweinepest sei es enorm wichtig, möglichst rasch verendetes und infiziertes Schwarzwild zu entdecken. „Denn die Ausbreitung erfolgt durch gesunde Wildtiere, die an den verendeten Wildschweinen schnüffeln oder sie fressen. So wird die Seuche verschleppt“, erklärt Riedl.

Bezirksjägermeister Johannes Schiesser und sein Hund bei der Ausbildung
Damit kein Fleck in den gefährdeten Gebieten übersehen wird, überwacht man die Arbeit der Hunde digital. Wie der St. Pöltner Bezirksjägermeister Johannes Schiesser erklärt, erhalten die Tiere ein GPS-Halsband, das jeden Schritt dokumentiert.
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