Samt zusätzlicher Gefahren für den Menschen: "Der Kitt der Berge geht verloren."
Was bedeutet, dass das Risiko in den Bergen steigt und Felsstürze wie jener am Fluchthorn oder auf der Marmolata, häufiger werden. Damit steigt auch die Gefahr für die ehrenamtlichen Gletschermesser, die jedes Jahr zu "ihren" Gletschern gehen.
Dass der Mensch für die Klimaerwärmung verantwortlich ist, daran zweifelt unter den 20 ehrenamtlichen Gletschermessern niemand. Günther Groß ist seit 1973 als Gletschermesser tätig.
925 Gletscher sind aktuell in Österreich erfasst, gut die Hälfte davon hat er selbst gesehen und "inventarisiert", also genau verzeichnet. Seine Frau Luise ist oft mit, jetzt auch Sohn Johannes.
Geänderte klimatische Bedingungen
Am Anfang hat es sogar noch sogenannte Gletschervorstöße gegeben, aber ab 82/83 war für Groß klar: "Die klimatischen Bedingungen ändern sich. Und das ist vom Menschen gemacht."
Was die ehrenamtlichen Gletschermesser eint: Das Unverständnis darüber, dass nichts passiert. Weder lokal, noch global, damit die Klimakrise in den Griff bekommen wird. Nicht wegen der Gletscher. Denn die sind schon verloren.
"Sollten uns selbst den Arsch retten wollen"
Nicole Slupetzky, die Vizepräsidentin des Alpenvereins, bringt es auf den Punkt: "Wir sollten uns selber den Arsch retten wollen." Denn die Natur bleibe bestehen. „Dort, wo vor ein paar Jahren noch der Gletscher war, wachsen schon die Lärchen“, weiß Gerhard Hohenwarter. Er und sein Vater messen das Eiskar, den südlichsten Gletscher Österreichs.
Aber dem Menschen werde auf einer massiv erwärmten Erde das Schicksal der Gletscher drohen, weiß Slupetzky und appelliert: "Naturschutz ist Menschenschutz. Irgendwann ist es genug."
Sie hat ihren Vater zum Gletschermessen in der Glockner- und Großvenedigergruppe begleitet, seit sie drei Monate alt war. Die Großeltern waren Pächter der Rudolfshütte.
"Der Gletscher lebt, deshalb heißt es auch Gletschersterben", sagt sie und ergänzt: "Dass nichts gegen den Klimawandel unternommen wird, ist extrem deprimierend."
Gletscher geben auch Tote frei
Apropos Gletscher und sterben: Sie selbst hat beim Gletschermessen einmal einen toten Bergsteiger entdeckt, den der Gletscher freigegeben hat. Der Mann war 30 Jahre zuvor in eine Gletscherspalte gestürzt und wurde damals nicht gefunden.
Mit dem, was sie freigeben und wie sie sich zurückziehen, erzählen Gletscher auch ihre Geschichte, ist Slupetzky überzeugt. Eine Geschichte, an der sich die Zukunft der Menschen schon jetzt ablesen lasse, auch wenn der Verlust der Gletscher für die Menschen per se nicht das Problem sei, ergänzt Meteorolge und Gletschermesser Klaus Reingruber: "Unten wachsen die Fichten nicht mehr, die Seen werden wärmer, Krankheiten werden eingeschleppt. Das macht der Klimawandel, darüber sollten wir reden."
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