Die "echten" Clowns lachen zurück

Die "echten" Clowns lachen zurück
Profis wehren sich gegen die "Stümper ihrer Zunft". Doch Teenager lieben die Horror-Masken.

Wahre Clowns haben derzeit wenig zu lachen. Erst am Freitag hat im Kärntner Bezirk Feldkirchen ein 22-Jähriger einen Elfjährigen mit einer Horror-Clown-Maske erschreckt. Wobei: So viel Aufmerksamkeit bekommen "richtige" Clowns auch nicht alle Tage. "Sonst führen wir eher ein Schattendasein", sagt Michael Swatosch. Eigentlich ist er Lehrer. Und stellvertretender Museumsleiter (des Clownmuseums in Wien-Leopoldstadt). Und dann ist er auch noch Clown. Als "Fools Brothers" treten er und sein Bruder Andreas auf. Ohne rote Nasen. Ohne bunte Perücken. Ohne Waffen in der Hand, mit denen sie die Leute erschrecken.

"Unser Lächeln ist eine Waffe", sagen sie. Das ist als humorvolle Kampfansage an die Grusel-Clowns gemeint. "Clowns sind ein Spiegel der Menschheit. Hinter einer Maske traut man sich mehr. Aber eine Perücke und eine rote Nase machen noch lange keinen Clown", sagt Andreas Swatosch. Wobei: Mit Maske würden sie derzeit nicht auf die Straße gehen. "Da hätten wir Angst, dass uns jemand eine auflegt." Einsatzmöglichkeiten für Nachahmer sehen sie aber durchaus – und zwar im Wiener Prater: "Hätten wir eine Geisterbahn, würden wir sie engagieren."

Mit weniger Humor nehmen die Rote-Nasen-Clowndoctors die Vorfälle: "Sie beschädigen das Image der Clownerie", betonen sie. "Die Ereignisse werfen ein negatives Licht auf einen ganzen Berufsstand. Aber die Roten Nasen zaubern kranken Menschen ein Lachen ins Gesicht." Auch Liane Steiner, Generalsekretärin der Cliniclowns, kritisiert: Humor helfe, schneller gesund zu werden. "Aber als Horror-Clown Menschen so zu erschrecken, dass sie sich verletzen: Das ist eigentlich ein Verbrechen." Um die Aufregung nicht zu schüren, entschied etwa die Drogeriekette Müller, derlei Masken aus dem Sortiment zu nehmen.

Die Guten, die Bösen, die Gruseligen

In Fachgeschäften in Wien sind sie jedoch noch erhältlich – die guten und die gruseligen Clowns. Und Teenager in Halloween-Laune würden Bedenken über die Horror-Clowns nicht kümmern, erzählt Susanne Schmid, Geschäftsführerin vom Kostümgeschäft Witte. "Immer blutiger, immer grauslicher" – das sei der Trend bei den Kostümen. "Die Nachfrage nach Horror-Clowns ist sehr groß. Jeder zweite Anrufer fragt, ob wir welche haben." Die Grusel-Clowns nicht zu verkaufen, war aber kein Thema: "Auch mit anderen Masken kann ich etwas anstellen."

Die "Fools Brothers" jedenfalls haben schon einen Plan, wie sie die bösen Clowns zur Strecke bringen: "Wir arbeiten an einem Clown-Detektor, der die Horror-Clowns ausfindig macht und sie vernichtet, diese Stümper. Diese ungeliebten Subjekte dieser Zunft. Wir werden sie zu Tode lachen und mit Spritzblumen attackieren."

KURIER: Warum fürchten wir uns plötzlich vor Clowns?
Natalja Ölsböck: Clowns polarisieren schon immer. Man kann nicht hinter ihre Maske sehen. Was jetzt daraus geworden ist, ist eine Abbildung der Gesellschaft. Wir nehmen nur noch Extreme wahr. Und krasse, böse Clowns mit Kettensägen – das ist schon sehr extrem.

Wer steckt hinter den Grusel-Masken?
Menschen, die Macht ausüben wollen. Die ihre Schwäche damit kompensieren, indem sie anderen Angst machen. Und die dadurch Aufmerksamkeit bekommen und trotzdem anonym bleiben können. In den Medien wird viel darüber berichtet. Was auch gut ist – so können sich die Leute vorbereiten und in den Familien kann man das Thema besprechen. Gleichzeitig springen aber auch Trittbrettfahrer auf.

Wie verhalte ich mich, wenn ich einem Horror-Clown begegne?
Meine Empfehlung: Am besten das Handy bereit halten und die Polizei rufen. Abstand halten, damit die Situation nicht eskaliert, nach Hilfe rufen.

Kommentare