Der Klimawandel lässt die Berge bröckeln

Der Felssturz im "Großen Kesselgraben".
Temperaturschwankungen führen zu porösen Felsen. Das kann für Wanderer lebensgefährlich sein.

"Ein Stein kann bereits das Todesurteil beim Wandern bedeuten“. Für den niederösterreichischen Landesgeologen Joachim Schweigl sind die Naturgefahren in den Bergen ein Risiko, dass bei Ausflügen, Wanderungen und Klettertouren unbedingt einkalkuliert werden muss. Durch die klimatischen Veränderungen wie lang andauernde Hitze- und Trockenperioden, starke Temperaturschwankungen und Starkregen-Ereignisse, hat die Zahl von Steinschlägen und Felsstürzen im Gebirge in den vergangenen zehn Jahren deutlich zugenommen, sagt Schweigl.

Welche Auswirkungen ein solches Ereignis haben kann, hat sich vergangenen Samstag auf einem beliebten Wanderweg in den Wiener Hausbergen gezeigt.

Der Klimawandel lässt die Berge bröckeln

Geologe Schweigel warnt vor „steinigen“ Gefahren.

Dort, wo üblicherweise an schönen Wochenenden mehrere hundert Ausflügler und Sportkletterer Erholung suchen, hat am Samstag im „Großen Kesselgraben“ auf der Rax ein Felssturz einen Wanderpfad mit 500 Kubikmeter Gestein meterhoch verschüttet. Dass das Ereignis keine Verletzten oder Toten forderte, sei vermutlich einzig und alleine der späten Uhrzeit geschuldet, an dem es geschah.

Niederschläge und Unwetter

Für Schweigl waren die starken Niederschläge mit Unwettern vor dem Felssturz ganz klar der Auslöser. „Es kommt verstärkt zu physikalischer Verwitterung durch Hitze- und Kältereignisse und extreme Temperaturschwankungen. Es bilden sich Klüfte im Fels, die sich bei Starkregen schnell mit Wasser füllen“, sagt Schweigl. Dadurch komme es zum Ausbruch von Material.

Die Datenbank der Landesgeologen ist voll mit solchen Ereignissen. Auch Erdbeben der Stärke 3 können bereits Felsstürze im Gebirge auslösen, erklärt der Geologe.

In Niederösterreich sind das Rax-Schneeberggebiet, die Ybbstaler Alpen oder die Wachau die am stärksten betroffenen Regionen. „Wir haben ziemlich viele solcher Steinschlag-Ereignisse in den vergangenen Jahren dokumentiert“, sagt Schweigl.

Erkundung

Jedem, der sich im felsigen Gelände bewegt, müsse bewusst sein, welche Gefahren von Abbrüchen ausgehen. Ohne Helm können bereits kleine, herabfallende Steine lebensgefährliche Verletzungen verursachen.

Die Wanderwege rund um den „Großen Kesselgraben“ auf der Rax sind bis auf weiteres behördlich gesperrt. Mit einem Hubschrauber des Innenministeriums konnte der Landesgeologe bis auf 15 Meter an die Abrisskante im Fels heran geflogen werden. Dabei wurden weitere, große Risse festgestellt. Am Freitag soll das Gebiet von den Experten zu Fuß erkundet werden. Danach wird über weitere Maßnahmen, wie beispielsweise Sprengungen oder Felsanker bzw. Ingenieurbauten, entschieden.

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