Probleme, mit denen sich Mädchen und junge Frauen aktuell besonders häufig an Beratungsstellen wenden, sind Depressionen, Erschöpfung, Essstörungen, selbstverletzendes Verhalten und Ängste. Viele von ihnen haben auch Sorgen um ihre Existenz, in ihren Beziehungen oder Erlebnisse mit Gewalt. Auch bei Fragen zu Arbeit und Ausbildung oder zu Sexualität suchen viele von ihnen Hilfe.
Mädchen und Frauen werden noch zu wenig gehört
Dies sei auf viele Faktoren zurückzuführen, erklärt Atzinger: „Es gibt einen hohen Leistungsdruck, Pandemie-bedingte Nachwirkungen, die Teuerung, Kriege und Konflikte, den Klimawandel, aber auch nach wie vor ein gesellschaftliches Klima, in dem Mädchen und Frauen kaum gehört werden.“
Nach wie vor sei der Druck auf Mädchen und Frauen, einem gewissen Schönheitsideal zu entsprechen, sehr hoch. „Außerdem erleben viele Grenzverletzungen, Übergriffe und verschiedene Formen von Gewalt in ihren ersten Beziehungen“, sagt Anita Ottacher von „Equaliz Beratung“ in Klagenfurt. Auch dies könne zu Angst, Panik und Depressionen, aber auch zu übermäßigem Alkohol- oder Tablettenkonsum sowie zu Essstörungen führen.
Viele Frauen in prekären Wohnsituationen
Ebenfalls ein Problem sei Wohnungs- und Obdachlosigkeit: „30 Prozent davon sind in Österreich Frauen und Mädchen unter 24“, warnt Katharina Nickel von „Frauen für Frauen“ in Niederösterreich.
Zahlreiche Frauen fänden sich auch in prekären Wohnsituationen wieder, in denen sie von ihrem Partner abhängig sind. „Faktoren wie eine fehlende Ausbildung, ein geringes Einkommen oder Gewalterfahrungen führen oft dazu, dass den Frauen kein Ausbrechen aus ihrer Situation möglich scheint.“
Auch Martina Fürpass, Geschäftsführerin der Beratungsstelle „Sprungbrett“, betont: „Bevor sich die Betroffenen um eine Lehrstellensuche oder Berufsorientierung kümmern können, brauchen sie Stabilisierung, therapeutische Maßnahmen, finanzielle Absicherung und Schutz vor Gewalt.“ Erst dann gelinge es, sich Schritt für Schritt um die Ausbildung zu kümmern.
Es brauche daher dringen niederschwellige und zielgruppenspezifische Angebote, fordern die Expertinnen. Und vor allem: mehr Aufmerksamkeit, mehr Maßnahmen und mehr finanzielle Ressourcen.
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