Den Wurschtl kann keiner derschlag’n

Den Wurschtl kann keiner derschlag’n
Die Putzerei Zemann hat 110 Jahre hinter sich und vielleicht nicht mehr so viele vor sich. Die Leut’ ziehen sich nicht mehr anständig an.

Frau Zemann-Simeier lebt in einer Zeitkapsel. Aus der kann und will sie nicht heraus. Selbst wenn ihr die Neubauten nebenan in den Hof hineinwachsen. Die Balkons, deren Besitzern man „Gartenblick“ versprochen hat, hängen fast schon über den Zemann’schen Zaun in Richtung Zemann’scher Werkstatt, wo seit einhundertzehn Jahren Anzüge, Kostüme und Uniformen genäht, gereinigt und gebügelt werden.

Dass es zuletzt immer weniger wurden, nimmt Susanne Zemann-Simeier mit einem Lächeln hin. Sie hat nicht viel zu lachen und tut’s trotzdem: „Den Wurschtel kann man nicht derschlag’n.“

So heißt ein alter Heinz Conrads-Schlager und von alten Schlagern und ebensolchen Traditionen weiß die 55-jährige Donaustädterin einiges. Aufgewachsen in einem Haus, das sie mit Eltern und Großeltern bewohnte, hat sie ihr ganzes Leben hier, wo die Donaufelder auf die Wagramer Straße trifft, verbracht.

Der Urgroßvater kam 1912 mit seiner Schneiderei aus der Klosterneuburgerstraße hierher, kaufte das Haus und ehelichte eine Dame, deren Familie praktischerweise eine Wäscherei besaß. Es wurde ein großer, stolzer Betrieb.

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