Debatte um Fiaker-Verbot erreicht nun auch Salzburg

Debatte um Fiaker-Verbot erreicht nun auch Salzburg
Die Kutscher lehnten die Hitzeregelung 2020 ab. Kritiker empfinden die Tradition als nicht mehr zeitgemäß.

Die Debatte um ein Fiaker-Verbot in Wien hat die Stadt Salzburg erreicht. Nach dem Vorstoß des für Tierschutz zuständigen Ministers Johannes Rauch (Grüne) am Montag dürften die Stadt-Grünen Rückenwind aus den eigenen Reihen verspüren: Die Bürgerliste forderte am Dienstag von Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP), die 2023 auslaufenden Verträge mit den Fiakern nicht mehr zu verlängern. Der Stadtchef winkte jedoch ab. "Das ist momentan kein Thema", sagte sein Büroleiter der APA.

Keine gesetzliche Regelung

Auch für ein Herabsetzen der Hitzegrenze von 35 auf 30 Grad Celsius fehle derzeit die rechtliche Grundlage. "Ohne die Zustimmung der Fiaker selbst haben wir hier keine Handhabe." Die Tiere würden jedoch regelmäßig vom Veterinäramt der Stadt kontrolliert und befänden sich in einem guten Zustand.

Im Dezember 2020 hat der Salzburger Gemeinderat zwar beschlossen, Fiaker-Pferden in der Stadt ab einer Temperatur von 30 Grad Celsius hitzefrei zu geben. Der Beschluss ist aber an das Wohlwollen der Kutscher gebunden. Sanktionen bei Verstößen gibt es nicht. Im Frühsommer 2021 informierte der damalige Obmann der Salzburger Fiaker, Franz Winter, die Stadt, sich nicht an die Regelung zu halten. "Es gibt keine gesetzliche Grundlage, in der eine Temperaturgrenze verankert wäre", bekräftigte er am Dienstag seine Position. "Ich will mir weder von der Politik noch von Tierschützern etwas vorschreiben lassen, was nicht im Gesetz steht."

In der Praxis würden die Pferde in Salzburg ohnehin ab 32 oder 33 Grad Celsius zu Hause gelassen, weil dann kaum mehr Touristen in der Stadt seien. "Wir wissen selbst am besten, was unseren Tieren gut tut", versicherte Daniel Schmeisser, der Nachfolger Winters als Fiaker-Obmann. "Wenn ich das nicht weiß, hätte ich den falschen Beruf ergriffen."

Nicht mehr zeitgemäß

Anders sehen das die Kritiker: Es sei nicht mehr zeitgemäß, Touristen im Sommer durch die verkehrsgeplagte Innenstadt zu kutschieren, meinte unterdessen Bürgerlisten-Gemeinderat Bernhard Carl und sprach von einer "überkommenen Tradition". "Dieser Stress und diese Belastung sind den Tieren einfach nicht mehr zumutbar."

In der Stadt Salzburg sind laut Angaben Winters während der Hochsaison 14 Kutschen mit 28 Pferden unterwegs. Die Tiere würden dabei ständig gewechselt werden. Insgesamt stünden rund 80 Pferde für die Fiakerfahrten zur Verfügung.

Kommentare