Fiaker: Wie viel Hitze verträgt das Pferd?

Aus Wien nicht wegzudenken oder nicht mehr zeitgemäß? Die Debatte über die Fiaker kocht wieder hoch – und entzündet sich an der Hitze
Bei der Senkung der Hitzegrenze für Fiaker auf 30 Grad ist sich die Politik einig, bei der Umsetzung nicht.

Von einem „grausamen Fortbewegungsmittel“ sprechen Tierschützer, von der „artgerechtesten Form der Tierhaltung“ die Fiaker. Die Fronten in der Debatte sind verhärtet – jetzt kocht sie in Wien wieder hoch. Der aktuell größte Aufreger: die Hitze. Die Pferde sollen nicht erst ab 35 Grad, sondern bereits ab 30 Grad frei bekommen. 

Dagegen wehren sich die Fiaker massiv. Am Donnerstag gingen sie in die Offensive: Mit einer Führung über den Simmeringer Hof von Ursula Chytracek, Fiaker-Sprecherin in der Wiener Wirtschaftskammer. Dabei war auch Isabella Copar, Veterinärmedizinerin des Betriebs, samt Hund.

„Innerhalb der Runde, in der wir hier stehen, sind die Pferde am wenigsten hitzeempfindlich“, sagt Copar. In der Hitze, die sich im Stall aufstaut, zu stehen, sei viel anstrengender für die Tiere als die Bewegung in der Stadt.

Fiaker: Wie viel Hitze verträgt das Pferd?

Ursula Chytracek gab gestern mit der Tierärztin Isabella Copar (links) eine Führung durch ihren Betrieb.

In der Politik ist man anderer Meinung: Tierschutzstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) und Tierschutz-Minister Wolfgang Mückstein (Grüne) wollen die Hitzegrenze auf 30 Grad senken. Damit ist es mit der Einigkeit aber auch schon vorbei. Die Verantwortung für die Umsetzung schieben sich Stadt und Bund gegenseitig zu. 

Gespräch soll Klarheit bringen

Im Jahr 2016 beschloss der Wiener Landtag zwar die aktuell geltende 35-Grad-Grenze. Für eine Herabsetzung auf 30 Grad sieht man nun aber den Bund zuständig: Es brauche eine Änderung im Bundestierschutzgesetz.

„Im Fiakergesetz der Stadt sind nur die Arbeitsbestimmungen für die Kutscher geregelt, auf die Pferde haben wir keinen Einfluss“, sagt eine Sprecherin von Czernohorszky.  

Dem widerspricht das Ministerium unter Berufung auf den Verfassungsgerichtshof: Zuständig sei Wien. Klarheit könnte ein Treffen von Czernohorszky und Mückstein bringen, das noch im Juli stattfinden soll. 

Ähnlich verworren ist die Lage in Salzburg: Der Gemeinderat strebte ebenfalls eine 30-Grad-Grenze an. Letztlich stellte sich aber heraus, dass diese Frage nicht in die Kompetenz der Gemeinde fällt.

In Innsbruck fand man hingegen eine Lösung: Die Pferde bekommen seit 2018 ab 32 Grad frei. Festgeschrieben wird das per Auflage im Genehmigungsbescheid der Fiaker. 

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