Coronavirus: Welche Branchen profitieren

Coronavirus: Welche Branchen profitieren
Rückenwind durch die Krise: Reinigungsfirmen und Hersteller von Desinfektionsmittel sind stark nachgefragt.

An die 2,5 Millionen Euro Jahresumsatz peilt Andreas Schober heuer an. Das wäre ein gutes Viertel mehr als im Vorjahr und das zu einer Zeit, in der Unternehmer mit den Folgen der Corona-Krise kämpfen. Doch der Steirer gehört mit seiner vor zehn Jahren gegründeten Firma „ASE Facility Services“ zu jener Branche, die offensichtlich gerade deshalb gut nachgefragt wird - Reinigung und Desinfektion.

„Viele Firmen, deren Mitarbeiter nicht im Home Office waren, wollten jetzt professionelle Reinigung“, oder sie stellten auf kürzere Reinigungsintervalle um, erklärt Schober. Zuweilen kam auch die Desinfektion größerer Flächen dazu. Auffallend sei auch das Plus im Onlineshop gewesen, wo Schobers Firma professionelle Reinigungsprodukte für jedermann anbietet. „Vor der Corona-Krise waren das etwa fünf Bestellungen pro Tag, das hat sich verzehnfacht“, beschreibt der 32-Jährige.

Mittlerweile haben sich die Bestellungen auf durchschnittlich auf 25 pro Tag eingependelt. „Daran merkt man dann schon auch, dass die Leute an dem Thema mehr interessiert sind als früher“, vermutet Schober.

Image gestiegen

Da trotzdem einige seiner Kundenbereiche wegbrachen, kam auch Schober nicht um Kurzarbeit herum, allerdings in vergleichsweise geringem Ausmaß: Von 80 Mitarbeitern waren zunächst 20, dann zehn in Kurzarbeit. „Wir sind eine Branche, die nicht so sehr gelitten hat wie andere“, gesteht Schober zu, der sich aber über das durch Corona offenbar gewandelte Bild der Reinigungskraft freut. „In erster Linie ist das Image der gesamten Branche durch die Krise gestiegen.“

Auch der Salzburger Hygienespezialist Hagleitner musste trotz sprunghaft gestiegener Nachfrage nach Desinfektionslösungen Teile der Belegschaft in Kurzarbeit schicken. „Die Wochen des Lock-down waren eine herausfordernde Zeit“, sagt Unternehmenssprecher Bernhard Peßenteiner.

Erholung beginnt

Vor allem das Wegbrechen des Geschäfts aus Tourismus und Gastronomie traf die Firma aus Zell am See. Langsam startet aber auch in diesem Bereich die Erholung. „Das Blatt ist gerade dabei, sich zu wenden“, erklärt Peßenteiner. Die Kurzarbeit für gut 400 der 700 österreichischen Mitarbeiter endet nach drei Monaten mit Ende Juni.

Komplette Entwarnung gibt es aber noch nicht: „Die Erholung wird wohl noch ein wenig dauern“, sagt Peßenteiner. Für eine finale Einschätzung sei es zu früh. Mittel- bis langfristig rechnet Hagleitner aber sehr wohl mit einer gestiegenen Nachfrage nach Hygieneprodukten. „Die Sensibilität für das Thema ist durch die Krise stark gestiegen“, sagt Sprecher Peßenteiner.

Mit der geplanten Expansion sieht man sich dafür gut gewappnet. Ende 2020 soll ein zweites Chemiewerk am Firmensitz eröffnet werden. Für den krisengebeutelten, weil Tourismus-abhängigen Pinzgau besonders wichtig: Das neue Werk bringt 50 neue Arbeitsplätze.

Neue Karriere

Durch Corona öffneten sich auch anderswo völlig neue Karrierefenster. Dominik Holzner etwa organisierte früher Veranstaltungen, wechselte aber komplett die Branche: Der Steirer zog mit „Aventrium Health Care“ ein neues Unternehmen hoch, das Schutzmasken bis zur Klasse FFP2 sowie Desinfektionsmittel herstellt.

Der Mangel an Schutzausrüstung aus heimischer Produktion habe ihn bewogen, umzusatteln, beschreibt Holzner. Produziert wird vorübergehend in fünf Hallen auf dem Gelände der ehemaligen Kirchner Kaserne in Graz, eine weitere Halle dient als Materiallager. Nach wenigen Monaten hat Holzner bereits 50 Mitarbeiter, die teilweise von Leihfirmen gestellt werden. Die Nachfrage sei da, das Geschäft laufe, versichert Holzner, der Größeres plant: Er liebäugelt mit einem Standort in Lieboch, Bezirk Graz-Umgebung, mit bis zu 140 Mitarbeitern.

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