Weshalb die Corona-Testergebnisse so lange auf sich warten lassen
24/24/24 – mit dieser Regel ließ Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) aufhorchen. 24 Stunden dürfe es von der Meldung eines Corona-Verdachtsfalls bei der Hotline 1450 bis zum Test dauern, noch einmal 24 Stunden vom Test bis zur Mitteilung des Befunds und wieder 24 Stunden, in denen die Kontakte nachverfolgt werden. Denn Geschwindigkeit sei im Kampf gegen das Coronavirus das Wichtigste.
Neu ist diese Regel eigentlich nicht. Bereits am 20. Mai gab es dazu einen Erlass des Gesundheitsministeriums. Gemäß diesem sei es die „Zielvorgabe“, dass „im Medianwert innerhalb von maximal 48 Stunden nach Anforderung der Probennahme ein Labor-Ergebnis vorliegt“. Warum diese Zeitspanne? Laut Gesundheitsministerium beruhen die zeitlichen Vorgaben auf Erkenntnissen der WHO und dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten.
In vielen Bundesländern klaffen aktuellen Theorie und Praxis allerdings weit auseinander – obwohl zahlreiche Maßnahmen ergriffen wurden. Kritik wurde zuletzt an Wien und der Steiermark laut. Der KURIER hat sich exemplarisch einige Bundesländer angesehen.
Fahrradkuriere fahren in Wien gegen die Zeit
Tagelange Wartezeiten, damit ein Corona-Test durchgeführt wird – solche Meldungen gab es zuletzt vor allem aus Wien. Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) kritisierte in diesem Zusammenhang aber auch die Steiermark.
Dass es Probleme gab, die ersten 24 Stunden einhalten zu können, räumt man im Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) ein. Das soll seit einigen Tagen aber wieder anders sein. Die Stadt eröffnete nicht nur eine zweite Teststraße (bei den beiden wurden bereits 54.229 Tests abgenommen) – sondern setzt nun auch auf Gurgeltests und Fahrradkuriere. 80 Veloce-Mitarbeiter nehmen derzeit 1.000 Tests pro Tag ab – oft binnen weniger Stunden. Man bemühe sich, die Vorgaben einzuhalten.
Auch in der Steiermark räumt man ein, dass es in Einzelfällen zu Verzögerungen komme. Überwiegend gelinge aber die Einhaltung der Vorgaben, heißt es.
In NÖ können 92,9 Prozent der Tests innerhalb von 24 Stunden abgenommen werden, heißt es aus der Landesregierung. Auch in Tirol ist man flott. In Innsbruck liegt das Ergebnis bei einer Meldung in der Früh oft sogar noch am selben Tag vor. Zudem sind seit einer Woche Hightech-Labore unterwegs. 400 Abstriche pro Stunde können in den Trucks abgenommen und dort innerhalb von drei Stunden ausgewertet werden.
Mehr Labore, schnellere Tests, mehr Technik
Bis zu 5.000 Tests werden in Wien im Schnitt pro Tag abgenommen. Die müssen auch ausgewertet werden.
Zuletzt bekam kaum jemand sein Ergebnis innerhalb von 24 Stunden. Wie rasch man das Ergebnis erhält, hänge auch vom Labor ab, heißt es. Die Kapazitäten konnten nun mit den Laboren der MedUni gesteigert werden, auch mit privaten Laboren werden Gespräche geführt. Zudem wurden 150 Mitarbeiter für schnellere Bescheidausstellung und Befundauskunft eingestellt.
Zudem wird, wie bei einer Pop-up-Teststation in Favoriten am Wochenende, der Einsatz von Antigen-Schnelltests getestet. Bei diesen liegt innerhalb von fünfzehn Minuten ein Ergebnis vor.
Die Stadt bemüht sich, die Prozesse zu beschleunigen. Vieles – wie das Veloce-Projekt – wurde im Sommer vorbereitet. Doch die Zahlen schnellten rasch hoch, neues Personal wurde da zu spät eingestellt. Dennoch: Man hofft, die Vorgaben für die Zeitspanne vom 1450-Anruf bis zum Testergebnis sogar unterschreiten zu können.
In der Steiermark, wo zeitweise beim Reiserückkehrer-Screening nur positive Ergebnisse mitgeteilt wurden (und negativ Getestete vergebens gewartet hatten), ist man dazu übergegangen, negative Ergebnisse per SMS mitzuteilen. In NÖ schafft man die 24 Stunden bis auf wenige Ausnahmen.
Neue Tests für schnelleres Contact Tracing
Immer wieder erneuert der Bund sein Angebot, Wien (aber auch andere Bundesländer) beim Contact Tracing zu unterstützen. Denn hier kann man sich eine Verzögerung nicht leisten.
Wien lehnte jedoch ab und kündigte stattdessen an, 500 Contact Tracer einzustellen. Mittlerweile sind 410 im Einsatz, 130 weitere beginnen nächste Woche. Innerhalb von 24 Stunden ab Veranlassung eines Tests einer Verdachtsperson – wie im Erlass vorgesehen – gelingt das Ausforschen der Kontaktpersonen derzeit aber nicht.
Denn in Wien werden Kontaktpersonen erst ab Feststehen eines positiven Falls erhoben und informiert. Das liegt laut dem Büro Hacker auch an der Logistik. Bei bis zu 5.000 Tests pro Tag kämen durchaus mehr als 50.000 Kontaktpersonen täglich zusammen, deren Daten aufgehoben und bearbeitet werden müssten (die Positivrate beträgt aber „nur“ rund fünf Prozent, Anm.). Mit schnelleren Tests will man dennoch die 24 Stunden erreichen.
In Tirol geht man denselben Weg, hier aber nur, weil man die Testergebnisse so rasch vorliegen hat. Auch hier seien 90 Prozent negativ. In der Steiermark wurde das eigene Contact-Tracing-Callcenter personell deutlich aufgestockt. Auch NÖ beschäftigt bereits 500 Mitarbeiter.
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