Coronavirus: Am Brenner geht die Haustüre zu Italien zu

„Die Situation ändert sich stündlich", hatte Tirols Landeshauptmann Günther Platter am Dienstagmorgen erklärt. Und er sollte Recht behalten. Während am Brenner zunächst am Vormittag Gesundheitschecks starteten, kündigte die Bundesregierung mittags einen Einreisestopp für Italiener an. Am Abend war dann klar: Lückenlose Grenzkontrollen werden erst im Laufe des Mittwochs starten können. Aber der Reihe nach:
Die übliche Lkw-Kolonne ist am Dienstagvormittag auf der Brennerautobahn von Italien Richtung Österreich unterwegs. Daneben fahren Autos mit Kennzeichen aus ganz Europa – auch aus Italien – vom wichtigsten Alpenübergang des Kontinents herunter. Ein Tag wie jeder anderer? Mitnichten.
„Dramatische Situation“
Bereits am Morgen tritt Landeshauptmann Günther Platter mit ernster Miene vor die Presse: „Die Lage in Italien hat sich in den letzten Stunden entscheidend zugespitzt. Wir müssen von einer dramatischen Situation sprechen, die sich direkt vor unserer Haustüre abspielt.“
An der Haustüre – sprich den Tiroler Grenzübergängen zu Italien, das in der Nacht zuvor komplett unter Quarantäne gestellt wurde (siehe unten) – starten indes die angekündigten Gesundheitschecks von Einreisenden. Am Brenner stehen Polizisten auf der A13. Immer wieder wird ein Schwung Autos ausgeleitet.
Die Herkunft der Fahrer spielt dabei keine Rolle. „Die kommen ohnehin alle aus dem Süden“, sagt ein Beamter. Die Pkw werden auf eine Kontrollspur geleitet. „Ich finde, dass das richtig ist, und hoffe, das wir nichts haben“, sagt Jürgen Lipp aus Deutschland. Sein Wunsch sollte in Erfüllung gehen.

Jürgen Lipp mit seiner Frau.
Gemeinsam mit seiner Frau fährt der Westfale aus einem abrupt zu Ende gegangenen Südtirol-Urlaub Richtung Heimat. „Unser Hotel wurde heute zugemacht“, erzählt er. Südlich des Brenners wird die Wintersaison auf Grund der Ausbreitung des Coronavirus vorzeitig beendet. In Tirol sei das „derzeit nicht angedacht“, will Platter vorerst von so einem drastischen Schritt nichts wissen.
Die Lage ist freilich recht dynamisch, wie sich am Dienstag zeigt. Denn während Claudia Mark, Amtsärztin der Landessanitätsdirektion, mittags noch Fieber bei den herausgewunkenen Autofahrern misst, verkündet die Bundesregierung in Wien drastische Maßnahmen. Es wird ein Einreisestopp für Menschen aus Italien angekündigt – Ausnahmen gebe es nur mit ärztlichem Attest. Österreicher müssen nach ihrer Rückreise aus Italien in zweiwöchige Quarantäne .

Am Grenzübergang Brenner haben am Dienstag, 10. März 2020, Gesundheitschecks mit Fieberkontrollen begonnen.
Die Polizeibeamten am Brenner erfahren davon zunächst aus den Nachrichten. Im Hintergrund beginnen allerdings die Vorbereitungen für die Aktivierung des 2016 errichteten, aber bisher nie aktivierten Grenzmanagements anzurollen.
Die Kontrollen an Tirols Grenzübergängen sollen im Laufe des Mittwochs tatsächlich starten, kündigt Landeshauptmann Platter schließlich am Dienstagabend an. Die Kontrollen werden nicht nur den Personen-, sondern auch den Güterverkehr betreffen. Alle von Italien kommenden Lkw-Fahrer sollen an der Grenze einem Fiebercheck unterzogen werden. Ist der negativ, dürfen sie durch Tirol fahren, wie auch andere offensichtlich Durchreisende nicht gestoppt werden sollen.

Kommentare