Im Homeoffice deutlich zugenommen: Mann erzählt, wie er nun 13 Kilo verlor
„Ich hatte immer um die 90 Kilo. Bis dieses Corona-Ding kam“, erzählt Markus H. (Name von der Redaktion geändert). Wie viele andere arbeitete der 42-Jährige während dieser Zeit lange im Homeoffice. „Der Kühlschrank war nahe bei mir, das Fitnesscenter geschlossen“, sagt er. „So ist es schleichend passiert.“ Schließlich wog er über 100 Kilo, Hemden und Hosen passten nicht, auch Sport machte keinen Spaß mehr.
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Was Markus H. erzählt, können wohl viele nachvollziehen. Die Lockdowns und die Jahre im Homeoffice reduzierten die Bewegung oft auf die Strecke: Sofa, Kühlschrank und retour. Zwar liegen keine Zahlen vor, wie viele Österreicher während der Pandemie an Gewicht zunahmen. Doch generell haben rund 3,7 Millionen Österreicher Übergewicht, Tendenz steigend.
Dass zusätzliche Kilos seit Corona nach wie vor vielen Menschen zu schaffen machen, bestätigt auch Ursula Pabst, eine der Geschäftsführerinnen des Ernährungsberatungsinstituts „Resize“: „Was den Alltag durcheinanderwirbelt, beeinflusst auch unser Essverhalten: etwa ein Umzug, ein Jobwechsel oder eben Corona.“
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Rund 15.000 Beratungen führe man in den neun Filialen in Wien und der Steiermark pro Jahr durch. „Viele Klienten kommen nun zu uns, weil sie wieder in den Anzug oder in das Kostüm passen möchten“, berichtet Pabst. „Und es kamen auch Kunden zurück, die vor Corona schon bei uns waren: Sie merken, dass sie wieder ein paar Kilos zugenommen haben, und wollen etwas dagegen tun.“
Auch bei Markus H. kam vor einem Jahr der Punkt, an dem er den Entschluss fasste, abzunehmen. Strenge Hungerkuren oder „kuriose Diäten“ seien für ihn aber nicht infrage gekommen, sagt er. Mit der Umstellung seiner Gewohnheiten und seiner Ernährung verlor er 13 Kilo. „Ein Supererfolg“, freut sich der 42-jährige IT-Spezialist.
Flut an Informationen im Internet ist unübersichtlich
Anfangs habe er versucht, sich über Youtube oder Blogs über Ernährung zu informieren. Doch in der Flut an Einträgen und Videos war es schwierig, seriöse Tipps herauszufiltern: „Ich hatte permanent das Gefühl, da will mir wer was verkaufen“, beschreibt Markus H. So landete er bei einem Beratungsgespräch bei „Resize“.
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Was er im Lauf des vergangenen Jahres lernte: Veränderung braucht Zeit. „Ich hab’ die Kilos ja auch nicht von heute auf morgen zugenommen“, sagt er. Sein großes Ziel war daher, über ein Jahr pro Monat ein Kilo abzunehmen. Die lange Zeitspanne gliederte er wiederum in viele kleine Etappen.
Erste Erfolge motivieren, doch es gibt Durchhänger
So hatte er etwa wöchentlich Beratungsgespräche samt Messung von Fett-, Wasser- und Muskelanteil. „Wenn man Fett verliert und Muskeln aufbaut, motiviert das.“ Natürlich gab es auch die unvermeidlichen Durchhänger. „Auch dafür waren die regelmäßigen Gespräche für mich wichtig: zur Kontrolle, aber auch zur Motivation und Bestätigung.“
Zunahme: Immer mehr Österreicher leiden an Übergewicht oder Adipositas.
Body-Mass-Index: Als Maß wird der Body-Mass-Index (BMI) herangezogen, also das Verhältnis der Körpergröße zum Körpergewicht. Ein BMI von 25 bis 30 gilt als Übergewicht, ein BMI ab 30 als Adipositas.
2,5 Millionen Österreicher über 15 Jahren waren 2022 laut Institut für Höhere Studien (IHS) übergewichtig, 1,2 Millionen adipös.
Gesundheitliche Folgen: Als Begleiterkrankungen von Adipositas treten etwa Diabetes, Depressionen oder kardiovaskuläre Erkrankungen auf.
Zentral sei aber vor allem ehrliche Selbstreflexion gewesen: „Ich habe beobachtet, was ich den ganzen Tag zu mir genommen habe“, erzählt Markus H. „Während ich früher im Büro zwischendurch Kaffee getrunken habe, bin ich im Homeoffice zum Kühlschrank und habe ein Käsebrot oder eine Wurst gegessen.“ Dazu kamen Limonaden sowie Bier.
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Gewohnheiten zu ändern, kann eine große Wirkung haben
Wie sich zeigte, können gerade die vermeintlichen Kleinigkeiten große Wirkung haben. Das Käsebrot ersetzte er durch Salzgurkerl, Karotten oder Kohlrabi, die Limonaden kaufte er zuckerfrei, das Bier ohne Alkohol. Und in Lokalen bestellte er bewusst gesündere vegetarische Gerichte. „Spannenderweise hat der Prozess auch dazu geführt, dass ich selbst zu kochen begonnen habe“, fügt er hinzu. Garnelen mit Nudeln seien nun seine Spezialität.
Sein Resümee?
„Es sind viele Puzzleteile. Wenn man die nachhaltig ändert, darf man auch mal sündigen.“ Nun sei er „superhappy“: „Mein Wohlbefinden ist viel besser. Ich bin stolz, dass ich das erreicht habe. Und ich kann wieder meinen kompletten Kleiderschrank nutzen“, sagt er und lacht.
Sein Ziel für dieses Jahr? „Die 90 Kilo zu halten.“
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