Zum zehnjährigen Jubiläum des Blogs „Arbeiten und Studieren“ führte die AK OÖ im September und Oktober dieses Jahres eine nicht-repräsentative Onlinebefragung durch. Insgesamt nahmen 1.827 Studierende aus ganz Österreich teil – davon die meisten aus Wien, Salzburg und Oberösterreich.
Belastung ist groß
Die 19-jährige Kübra arbeitet neben ihrem Studium – ohne Überstunden – zehn Stunden pro Woche im Personalmanagement. Sie liegt damit sogar unter dem Schnitt der Befragung: Die meisten der Teilnehmenden arbeiten durchschnittlich 15 bis 24 Stunden pro Woche, ein Viertel arbeitet mehr als 35 Stunden. Das Ziel der Studie war, ein authentisches Stimmungsbild unter den Studierenden zu erheben. Karin Ortner von der Arbeiterkammer Oberösterreich betont: „Es war uns wichtig, zu erheben, wie es den Studierenden in Österreich tatsächlich geht.“
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Das Ergebnis: Die Belastung ist groß. Gerade berufstätige Studierende haben mit einer Doppelbelastung zu kämpfen. Bei Kübra kommt noch das tägliche Pendeln dazu. Sie wohnt in Wien und studiert Medizin an einer Privatuniversität in Bratislava: „An Uni-Tagen verbringe ich zwei Stunden damit, hin- und wieder zurückzufahren“, erzählt die 19-Jährige. Da es sich um eine Privatuniversität handelt, zahlt Kübra pro Studienjahr 10.500 Euro Studiengebühren. Daher könne sie es sich auch nicht leisten, neben dem Studium nicht zu arbeiten.
Laut der Studie gelingt es aber lediglich zehn Prozent der Befragten, Studium und Beruf gut zu vereinbaren. Für 22 Prozent ist die Doppelbelastung eher schwierig. Bei Stress in der Berufswelt bleibt bei mehr als zwei Drittel die Bildung auf der Strecke. Das ist auch bei Kübra oft der Fall: „Es kommt schon manchmal vor, dass ich Überstunden mache und so nicht zum Lernen komme. Aber gerade in der Prüfungsphase ist es andersrum – da bleibt oft die Arbeit auf der Strecke.“
Deshalb ist Kübra froh darüber, dass ihre Chefin Verständnis zeigt und oft flexibel bezüglich der Arbeitsstunden ist. Auch die Hälfte der Befragten gaben an, dass ihre Vorgesetzten ihnen hier entgegenkämen.
Forderungen
Doch das sei nicht genug, sagt Karin Ortner von der AK OÖ: „Es braucht mehr Angebote und bessere Finanzierungsmöglichkeiten, wie etwa eine Erhöhung der Altersgrenze für Studienförderungen.“ Denn fast zwei Drittel der Befragten könnten sich das Studium ohne Berufstätigkeit nicht leisten. 46 Prozent erhalten überhaupt keine finanzielle Förderung wie die Familien- oder Studienbeihilfe. Auch der Präsident der Universitätenkonferenz, Oliver Vitouch, betont: „Ich finde, alle Studierenden sollten die ökonomische Möglichkeit haben, sich voll auf das Studium zu konzentrieren – wenn sie das wollen und die Leistungen erbringen. Ich stehe aufseiten der Österreichischen Hochschülerschaft und bin für gut dotierte Beihilfen.“
Daneben wünschen sich die Studierenden außerdem den Ausbau psychosozialer Angebote und der Online-Lehre. Auch Lehrveranstaltungen, wie man Beruf und Studium vereinbaren kann, sowie Kinderbetreuung am Campus wären gewünscht.
Auch Kübra hofft: „Ich wünsche mir, dass künftig mehr Rücksicht auf diejenigen genommen wird, die arbeiten müssen.“
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