Corona legt heuer den Krampus in Ketten
Die Fasnacht kommt im Oberland in Tirol fast einer Religion nahe. Wochenlang bereiten sich die Teilnehmer auf die jeweils nur alle paar Jahre stattfindenden Brauchtumsveranstaltungen vor.
Doch bereits im September haben sich die Obmänner der veranstaltenden Vereine der fünf großen Fasnachtsorte darauf geeinigt, ihre für Anfang 2022 geplanten Umzüge abzusagen. „Im Endeffekt war die Unsicherheit zu groß“, begründet dies Ulrich Gstrein, Obmann der Imster Fasnacht.
Diese Unsicherheit liege nicht nur in den Behördenauflagen, die in vier Monaten ganz anders aussehen können als jetzt. „Ein Wagenbautrupp besteht aus 25 Leuten, die sich täglich treffen. Wenn da einer infiziert ist, steht alles“, nennt Gstrein ein Beispiel. Für 2022 wäre die „Buabefasnacht“ geplant gewesen: Da dürfen die unter 16 Jahre alten Burschen aus Imst mit jenen aufwendigen Masken und Kostümen durch den Ort ziehen, die sonst beim Kulturgut „Schemenlauf“ – immer zwei Jahre später – den Älteren vorbehalten sind.
„Gemeinschaftswidrig“
„Corona ist gemeinschaftswidrig“, bringt Gstrein das Problem für eine Veranstaltung auf den Punkt, an der hunderte Menschen mitarbeiten. Der Ausfall schmerze auf vielen Ebenen: „Bei der Fasnacht kommen alle gesellschaftlichen Schichten, Alt und Jung, zusammen.“ Das fehle nun. Von den Besuchern sei da noch gar keine Rede.
In Salzburg wurde der Gnigler Krampuslauf gestrichen, ebenso eine traditionsreiche, aufwendige Veranstaltung, die jedes Jahr Anfang des Advents stattfindet. Mit üblicherweise bis zu 1.000 Darstellern und 10.000 Zuschauern ist sie die größte in der Stadt Salzburg.
Doch 3-G-Kontrollen und Registrierung der Besucher seien für eine Veranstaltung dieser Größenordnung nicht machbar, bedauert Organisator Hannes Brugger von den „Alt Gnigler Krampus Perchten Pass“. Die Verantwortung für die Gesundheit sowohl der Mitwirkenden als auch der Gäste sei einfach zu groß. Im Advent 2022 soll der Krampuslauf dann aber wieder stattfinden.
Den Veranstaltern in der Steiermark geht es kaum anders. Der große Krampuslauf in der Grazer Innenstadt wird auch heuer nicht stattfinden, Ebenso wenig der Perchtenlauf in Leibnitz. Er zählt mit bis zu 5.000 Zuschauern zu den größten seiner Art im Bundesland. Nicht stattfinden kann auch der Lauf in Riegersburg in der Oststeiermark, ebenso jener im weststeirischen Voitsberg.
Das Prinzip Hoffnung
Andere Organisatoren hoffen noch. Im obersteirischen Leoben ist der Krampuslauf der „Erzberg Teufel’n Eisenerz“ für 28. November eingeplant. Die Veranstalter setzten auf Registrierung der Besucher mit QR-Codes, es gilt die 3-G-Regel. Die Besucher erhalten nach Registrierung und Kontrolle ihres 3-G-Nachweises (geimpft, genesen, getestet) Armbänder, die sie zum Zutritt in das Areal berechtigten, um dann den Lauf beobachten zu können. Das wäre ein System ähnlich jenen Konzepten, die heuer Christkindlmärkte möglich machen sollen.
In Kärnten steht der Klagenfurter Krampuslauf ebenfalls noch auf der Programmliste. Geplant ist er für 20. November, es gilt auch hier die 3-G-Regel sowohl für Zuschauer als auch für Mitwirkende. Die Veranstalter arbeiten derzeit an einem corona-tauglichen Konzept, so soll unter anderem die Anzahl der Krampusse auf ein Drittel des bisher üblichen reduziert werden.
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