Contact-Tracing: So funktioniert die Rückverfolgung von Infektionen
Am 16. März 2020, also am Beginn des Lockdowns in Österreich, gab es 952 bestätigte Corona-Fälle. Aktuell liegt die Zahl der Infizierten wieder über 1.000. Trotzdem läuft das Leben momentan wieder einigermaßen normal ab. Allerdings wurde nach jedem Lockerungsschritt von Regierungsseite die Bedeutung des sogenannten Contact-Tracings betont, um so die SARS-CoV-2-Pandemie unter Kontrolle zu halten. Dabei handelt es sich um die Rückverfolgung von Ansteckungen und die dadurch ermöglichte Durchbrechung von Infektionsketten. Ziel ist es also, möglichst jede angesteckte Person zu finden, um die Übertragung auf weitere Menschen zu verhindern.
Dazu sind Daten notwendig und genaue Angaben, wann man sich wo aufgehalten hat. Nicht alle Betroffenen geben diese gerne preis, da es nicht auszuschließen ist, dass sich daraufhin auch Kontaktpersonen in Selbstisolation begeben müssen.
Wer für das Contact-Tracing zuständig ist, hat die Landessanitätsdirektion des jeweiligen Bundeslandes zu entscheiden. Meist obliegt es den Bezirkshauptmannschaften. Die Vorgabe aus dem Gesundheitsministerium dazu lautet, dass innerhalb von 24 Stunden jeder Erkrankte isoliert sein sollte. In weiteren 24 Stunden sind die Kontaktpersonen zu erheben und gegebenenfalls nochmals 24 Stunden später sollten auch diese zur Heimquarantäne aufgefordert werden.
Der Ablauf
Der gesamte Prozess des Contact-Tracings beginnt genau genommen schon, wenn ein Anruf bei der Corona-Hotline eingeht und sich nach der Beschreibung der Symptome der Verdacht erhärtet. Es folgt ein Abstrich und sofern der Test positiv ist, geht es nun darum herauszufinden, wo sich der Patient angesteckt und wen er in der Zwischenzeit infiziert haben könnte.
Unterschieden wird dabei zwischen engem und losem Kontakt, weiß Andreas Huber, Sprecher des medizinischen Krisenstabs der Stadt Wien: „Wenn man mit jemandem länger als 15 Minuten mit weniger als einem Meter Abstand verbracht hat, gilt das als eng.“ Ein aneinander Vorbeigehen am Gang gilt nur als loser Kontakt. Besonders in engen Kontaktfällen erfolgt eine rasche Information der Betroffenen. In manchen Bundesländern unterstützt dabei die Polizei.
Daten
Name, Geburtsdatum, Adresse, Sozialversicherungs- und
Telefonnummer, eMail, Arbeitgeber, Symptome, Informationen über Kontaktpersonen werden abgefragt
500
So viele Mitarbeiter kamen allein in Tirol zwischenzeitlich im Zuge des Contact-Tracings zum Einsatz. Zum Vergleich: In Wien sind es derzeit 170
1450
Mit dem Anruf bei der Gesundheitsnummer startet das Contact-Tracing
So etwa in Oberösterreich, wo die Exekutive nach einem aktuellen Cluster rund um eine Freikirche in Linz und mehreren bestätigte Fällen in Schlachthäusern erneut im Einsatz ist. „In der Regel handelt es sich bei dem Tracing um Personen aus dem engsten Kreis der Erkrankten oder um Personen, die sich rasch rückverfolgen lassen – etwa nach einem Arztbesuch“, erklärt Landespolizeidirektor Andreas Pilsl. Es gehe nicht darum, jeden in Quarantäne zu schicken, der der ursprünglich infizierten Person zufällig über den Weg gelaufen sei.
Ob eine Kontaktperson überhaupt getestet wird, hängt davon ab, ob Symptome auftreten – wobei man aus den Bundesländern hört, dass besonders im Familienkreis und auch in Schulen sehr großzügig getestet werde.
Prinzipiell seien die Menschen dankbar, wenn sie über eine mögliche Infektion informiert werden, heißt es von den zuständigen Stellen. Aber natürlich gebe es Uneinsichtige, wie sich teilweise bei den Quarantänekontrollen zeigt, die von der Polizei durchgeführt werden. Dass die Bevölkerung zu großen Teilen kooperationswillig ist, zeigt auch, dass die Corona-App des Roten Kreuzes bereits 775.500 Mal heruntergeladen wurde. Diese hat auch zum Ziel, durch rechtzeitige Information Infektionsketten zu durchbrechen.
Die Auswertung
Mit der Information und einer potenziellen „Absonderung“ Betroffener, ist das Contact-Tracing aber noch nicht abgeschlossen. Alle positiven Fälle werden dann der Abteilung Infektionsepidemiologie der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) gemeldet. Dort werten Epidemiologen die Daten aus, um die genaue Übertragungskette zu eruieren.
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