Chaos am Brenner: Zugreisende stranden bei Corona-Grenzkontrolle
Es sind bizarre Szenen, die sich am frühen Mittwochnachmittag am Brenner abspielen. Während die Grenzkontrollen für Personen, die von Italien nach Österreich einreisen, um 12.30 Uhr auf der Autobahn relativ reibungslos starten, herrscht einige hundert Meter weiter beim Übergang an der Bundesstraße Chaos.
Dutzende Fußgänger stehen mit Rucksäcken, Rollkoffern und Taschen vor den österreichischen Polizisten. Es sind Zugreisende, die auf italienischer Seite des Grenzpasses gestrandet sind. Die ÖBB haben den Regionalverkehr über die Grenze hinweg bereits am Vormittag beendet. Die italienische Bahn fährt jedoch nach wie vor den Grenzort an.
Dutzende Reisende am Brenner gestrandet
Nur im Auto über die Grenze
Vom Bahnhof geht es für die Ankömmlinge nur zu Fuß weiter. "Man darf über die Grenze nicht gehen, sondern nur fahren", erklärt Bezirkspolizeikommandant Gerhard Niederwieser das Problem. Denn nur so ist gewährleistet, dass die behördlichen Auflagen für Einreisenden eingehalten werden.
Wer seit Mittwochmittag von Italien nach Österreich einreisen will, braucht ein maximal vier Tage altes Gesundheitsattest, das ihm bestätigt, nicht infiziert zu sein. Auch die Durchreise ist gestattet, aber eben nur im Fahrzeug. Österreicher sind verpflichtet, sich in eine vierzehntägige Quarantäne zu begeben. Doch auch sie müssen von der Grenze in einem Fahrzeug in ihren Heimatort.
Nach Pass- und Gesundheitscheck lassen die Beamten die Einreisenden am Brenner zwar auf österreichisches Gebiet. Zu Fuß können sie aber eben nicht weiter.
Und so wird Niederwieser an diesem Nachmittag zum Reiseleiter. Ruft Taxis und versucht Busse zu organisieren.
"Die Polizisten sind sehr freundlich", sagt Annalena Freiberger. Aber ansonsten ist die Salzburgerin ziemlich sauer. "Ich habe beim Außenministerium angerufen. Aber dort haben wir null Informationen bekommen", sagt sie. Um 9.30 Uhr ist sie in Florenz aufgebrochen, wo sie derzeit studiert.
Bevor sie einreisen konnte, musste sie bestätigen, dass sie in Quarantäne geht. Wie sie in ihren Heimatort Bad Hofgastein kommen soll, weiß sie aber vorerst nicht.
Mit dem Taxi durch Tirol
Andere Reisenden organisieren sich inzwischen Taxis. "Das ist surreal", sagt Julia, die heim nach Köln will. Die Erasmus-Studentin wollte mit dem Zug von Rom nach Deutschland. Jetzt hängt sie am Brenner fest.
Fraglich ist, ob sich die Gestrandeten alle an die Auflagen halten. Ein Taxi nach Deutschland ist dann doch nicht gerade billig. Am Abend teilte Niederwieser mit, dass man einen Reisebus für die Fahrt nach Deutschland organisiert habe.
Der Fußgängerstau habe sich - zumindest vorerst - aufgelöst.
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