In den BVT-Mobiltelefonen sind laut KURIER-Informationen etwa die kompletten Visitenkarten samt Telefonnummern all jener „offiziellen“ ausländischen Nachrichtendienst-Agenten, die in Wien stationiert sind. Etwa von CIA, MI6 oder Mossad. Ein hochkarätiges Netzwerk, das geheim bleiben sollte.
Besonders auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass ein weiterer Informant der FPÖ in der Causa Verfassungsschutz im Verdacht steht, für Russland spioniert zu haben. Auch bei Wirecard-Manager Jan Marsalek gibt es entsprechende Vermutungen, diesen soll der ehemalige Kronzeuge ebenfalls mit Informationen versorgt haben.
In einer früheren Einvernahme, die dem KURIER vorliegt, spricht der nun ins Visier geratene BVT-Ermittler davon, dass er Zugriff auf spezielle hochgeheime Software für die Auswertung von Handy-Daten hat, die Privatunternehmen gar nicht zur Verfügung stehen. Diese stammt aus Israel und ist hoch effektiv – eine derartige Untersuchung hätte einen Wert von mindestens fünftausend Euro, gibt er an.
Nachträglich ist es spannend, dass er einen Tarif für eine Dienstleistung kennt, die gar nicht an die Privatwirtschaft verkauft wird.
Laut Presse soll den zwei BVT-Kronzeugen und einem weiteren Informanten aus dem Verfassungsschutz von der FPÖ seinerzeit hochrangige Posten im reformierten Verfassungsschutz zugedacht worden sein, sogar ein entsprechendes Organigramm mit hohen Gagen für die Betreffenden soll gefunden worden sein.
Insider des Verfassungsschutzes glauben, dass das noch lange nicht das Ende der Ermittlungen sein wird.
So wurden interne Informationen aus dem Staatsschutz-Computersystem EDIS an Wirecard weitergegeben als diese Gruppe schon nicht mehr im Verfassungsschutz tätig war. Die Frage ist also: Auf welche Weise hätten die Ex-Verfassungsschützer weiterhin Zugriff auf geheime Informationen haben können? Gab es ein Datenleck? Oder gibt es noch weitere BVT-Mitarbeiter, die Infos abgesaugt haben?
Rund um den U-Ausschuss zu der (später als rechtswidrig festgestellten) Razzia im BVT nahmen auch viele aktuelle und ehemalige Verfassungsschützer Kontakt zu Parteien auf. Darunter auch der betroffene Kronzeuge sowie der weitere Informant. Unklar ist, ob dabei Daten aus den Mobiltelefonen weitergegeben wurden.
Kontakt gab es mutmaßlich zu Peter Pilz, NEOS-Mann Helmut Brandstätter oder Hans-Jörg Jenewein von der FPÖ. ÖVP-Sicherheitssprecher Karl Mahrer will hier sogar einen „Watergate-Skandal“ ausmachen.
Für viel Ärger sorgen die aktuellen Enthüllungen jedenfalls bei jenen Personen, die im Zuge der Razzia ins Visier der Justiz kamen und auch ihre Jobs verloren:
„Wir haben seit drei Jahren versucht, der Staatsanwaltschaft klar zu machen, dass die Kronzeugen nicht glaubwürdig sind und man hat bis jetzt nur einseitig gegen meinen Mandanten ermittelt“ sagt Otto Dietrich, Verteidiger des Ex-BVT-Spionagechefs P. „Es ist bezeichnend, dass von den ursprünglichen Vorwürfen nichts übrig geblieben ist und diese sich als falsch herausgestellt haben.“
Nun scheint sich aber das Blatt zu wenden und aus den einstigen Kronzeugen werden Beschuldigte.
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