Ein Danke war Verrat
Sein erstes Buch hieß „Danke!“, ein Dankeschön an jene Österreicher, die ihm geholfen haben, die ihn aufnahmen und „nicht als Eindringling gesehen haben“. Doch genau dafür musste sich Khir Alanam vor anderen Geflüchteten verteidigen: Dieses Danke war als Verrat empfunden worden.
Mittlerweile ist sein viertes auf Deutsch verfasstes Buch erschienen, das vermutlich noch mehr Kommentare mit sich bringen wird: „Feig, faul & frauenfeindlich“ versucht, die Vorurteile gegen Araber aus dem Weg zu räumen, die in Österreich oder generell in Europa herrschen. Doch der 31-Jährige musste feststellen: Einige davon stimmen.
„Es herrscht in der Community ein gewisses Patriarchat“, merkt Khir Alanam an. „Und ja, es gibt frauenfeindliche Aspekte darin. Ich kenne mich damit aus, ich bin in so einem System aufgewachsen.“ In der arabischen Welt sei das Leben einer Frau oft von Beginn an festgelegt: „Jede kleine Abweichung kann dazu führen, dass sie von der Familie verstoßen oder aus der Community ausgeschlossen wird.“ Diese Struktur werde auch in der neuen Heimat beibehalten. Doch hier prallen westliches Leben und arabische Sitte aufeinander.
„Wir Migranten verlangen oft Toleranz“, überlegt Khir Alanam. „Sonst sprechen wir gleich einmal von Rassismus. Aber sind wir auch bereit, diese Toleranz selbst zu leben?“ Der 31-Jährige spricht ein heikles Thema an, das Kopftuch. „Wenn eine Frau ihr Kopftuch ablegen will, dann wird das in der Community nicht akzeptiert, sie wird ausgeschlossen. Das ist schon sehr zynisch.“ Arabische Männer hätten es leichter, betont Khir Alanam: Ausgehen, Alkohol trinken , österreichische Freunde haben nicht immer gern gesehen, aber akzeptiert. „Für Frauen gelten aber andere Gesetze als für Männer. Sie sind strenger und härter.“
Spiegel vorhalten
Khir Alanam versucht jedoch, nicht nur Migranten, sondern auch Europäern einen Spiegel vorzuhalten. Um beim Kopftuch zu bleiben: „Ich bin in Syrien mit Frauen mit Kopftüchern vor Kugeln der Assad-Soldaten geflohen“, erinnert er sich. „Aber wenn diese Frauen dann nach langer Flucht in Europa ankommen, können sie sich von selbst ernannten Feministinnen anhören, dass es rückständig ist, ein Kopftuch zu tragen.“
Tragen oder nicht: Egal, wie sich eine arabische Frau im Westen verhalte, eine Seite betrachte dies stets als falsch. Das sei schade, resümiert der 31-Jährige: „Das Einzige, was wirklich zählt, ist die freie Entscheidung. Es geht um Akzeptanz.“
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