Neuschnee: Lesachtal nicht erreichbar, ein Todesopfer bei Unfall
Ein Tiefdruckgebiet über Oberitalien bringt Anfang dieser Woche vor allem im Süden Österreichs starken Schneefall. „Am Montag schneit es in Kärnten und in Osttirol stark. In tiefen Lagen ist zeitweise auch Regen möglich, vor allem in Unterkärnten", sagt Michael Tiefgraber von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).
„Am Dienstag schneit und regnet es weiter, aber nicht mehr so stark. Insgesamt kommen von Montag bis Dienstag in den Niederungen von Kärnten und Osttirol zwischen 20 und 60 Zentimeter Neuschnee zusammen. Bis zu 60 Zentimeter sind besonders im Lesachtal und im Gailtal zu erwarten. Auf den Karnischen Alpen und den Karawanken schneit es stellenweise um die 80 Zentimeter."
Lesachtal nicht erreichbar
Am Montagnachmittag ist die B111, die Gailtalstraße im Bezirk Hermagor ab Kötschach-Mauthen bis zur Grenze nach Tirol für den gesamten Verkehr gesperrt worden. Wie der ÖAMTC mitteilte, waren zuvor mehrere Schneebretter abgegangen. Damit ist das Lesachtal erneut von der Außenwelt abgeschnitten. Das Fahrverbot gilt laut Polizei auch für sämtliche Gemeinde- und Verbindungsstraßen.
Auch der Wurzenpass musste auf slowenischer Seite für den gesamten Verkehr gesperrt werden, wer nach Slowenien ausreisen wollte, musste über die Karawankenautobahn ausweichen. Dort gab es allerdings vor dem Karawankentunnel erhebliche Staus. Zusätzlich wurde auch für Fahrten von Patergassen zum Falkertsee sowie für die Turracher Bundesstraße ab Ebene Reichenau (beides Bezirk Feldkirchen) Kettenpflicht verhängt.
Kettenpflicht auf zahlreichen Straßen
In weiten Teilen Kärntens sorgte der Neuschnee für Verkehrsbehinderungen. Vor allem in Oberkärnten musste auf zahlreichen Straßen Kettenpflicht verhängt werden. Betroffen waren vor allem Bergstraßen, am Vormittag musste allerdings auch die Südautobahn A2 ab der italienischen Grenze in Fahrtrichtung Wien für den Schwerverkehr gesperrt werden.
Kettenpflicht gab es am Loiblpass ebenso wie am Plöckenpass und auf der Straße auf das Nassfeld bei Hermagor. Auch die Drautal-Bundesstraße bei Sachsenburg war für Lkw ab 7,5 Tonnen nur noch mit Schneeketten befahrbar, und am Iselsberg zwischen Osttirol und Kärnten herrschte Kettenpflicht für Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen.
Die Auffahrt auf die Tauernautobahn A10 bei Villach war wegen hängen gebliebener Lkw stundenlang gesperrt, erst am frühen Nachmittag konnte die Sperre aufgehoben werden. Und vor dem Karawankentunnel bildete sich auf der A11 ein kilometerlanger Stau, die rechte Fahrspur war blockiert. Wegen des starken Schneefalls überhaupt gesperrt war die Alpenstraße auf den Dobratsch bei Villach.
32-Jähriger bei Frontalcrash getötet
Die winterlichen Fahrverhältnisse haben am Montagvormittag in Oberkärnten auch ein Todesopfer gefordert. Bei einem Frontalzusammenstoß in Kleblach-Lind (Bezirk Spittal an der Drau) ist ein 32 Jahre alter Mann aus dem Bezirk Spittal ums Leben gekommen.
Wie Polizeisprecherin Waltraud Dullnigg gegenüber der APA erklärte, dürfte ein Auto auf der schneebedeckten Drautal-Bundesstraße B100 ins Schleudern geraten sein. Das Fahrzeug geriet auf die Gegenfahrbahn und krachte frontal in ein entgegenkommendes Auto. Der 32-Jährige starb noch am Unfallort, drei weitere Autoinsassen erlitten schwere Verletzungen.
Kräftiger Wind
Auch in Teilen von Salzburg, Nordtirol und der Steiermark muss man Anfang der Woche mit einigen Zentimetern Neuschnee rechnen. Außerdem weht Montag und Dienstag auf den Bergen kräftiger bis stürmischer Südföhn, der auch in tiefen Lagen durchgreifen kann.
In exponierten Gipfellagen sind Böen über 100 km/h zu erwarten. Am Mittwoch ist das Wetter dann in ganz Österreich deutlich ruhiger.
Die Neuschneemengen Anfang der Woche sind bei weitem nicht so extrem wie Anfang Dezember. Trotzdem ist ein Blick auf die aktuellen Schneelasten interessant: Durch den starken Schneefall Anfang Dezember sind in einigen Regionen die Schneelasten auf den Gebäuden bereits im Bereich der Normgrenzen.
„In Osttirol und Oberkärnten liegen auf den Dächern derzeit meist pro Quadratmeter 250 bis 300 Kilogramm Schnee. Das ist in höher gelegenen Tälern noch deutlich unter den Baunormen. Unterhalb von 1100 Meter Seehöhe werden die entsprechend niedrigeren Normwerte für Schneelast aber mancherorts schon überschritten", fasst ZAMG-Experte Alexander Radlherr die Messungen und Berechnungen der letzten Tage zusammen.
„Zum Beispiel sind im unteren Pustertal sowie im Iseltal von St. Johann im Walde talaufwärts die vor 2006 gültige Baunorm für Schneelast bereits um 10 bis 20 Prozent überschritten, das entspricht 20 bis 50 Kilogramm pro Quadratmeter. Die seit 2006 gültige Norm, die hier etwas höhere Werte aufweist, wird stellenweise schon fast erreicht, wie zum Beispiel in Matrei in Osttirol. Das restliche Iseltal liegt im Bereich von 85 bis 100 Prozent der alten Norm beziehungsweise 65 bis 80 Prozent der neuen Norm."
Schneefall und Regen am heutigen Montag und Dienstag erhöhen die Schneelast. Ein Liter Niederschlag bringt pro Quadratmeter ein Kilogramm zusätzliches Gewicht. Somit ist Anfang der Woche in Osttirol und Oberkärnten verbreitet mit einer Zunahme der Schneelast von etwa 20 bis 60 Kilogramm pro Quadratmeter zu rechnen.
„Ob an bestimmten Gebäuden Maßnahmen notwendig sind, wie ein Abschaufeln von Dächern, muss je nach Bausubstanz und lokaler Schneelast durch Statiker entschieden werden. Das kann man mit großflächigen Auswertungen nicht beurteilen", sagt ZAMG-Experte Alexander Radlherr. „Da beim Abschaufeln immer wieder Unfälle passieren, sollte man sich unbedingt erkundigen, ob es im konkreten Fall überhaupt notwendig ist."
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