Bienensterben: Ruf nach Pestizid-Verbot wird lauter
Die Security-Mitarbeiter im Landwirtschaftsministerium sahen sich Donnerstagfrüh mit unangemeldeten gelb-braun gestreiften Besuchern konfrontiert. Kurz vor 9 Uhr Früh waren Greenpeace-Aktivisten in Bienenkostüme geschlüpft. Unter regem medialen Andrang entrollten sie über dem Haupteingang am Stubenring ein riesiges gelbes Transparent: „Minister Berlakovich: Endlich handeln – Bienengifte stoppen“, war darauf zu lesen. Parallel dazu startet die Umweltschutzorganisation eine Online-Petition.
Jahrelanger Kampf
Grund für den morgendlichen Aktionismus ist ein massives Bienensterben infolge von Pestiziden aus der Gruppe der Neonicotinoide – kurz „Neonics“. Vor allem in Niederösterreich, der Steiermark und im Burgenland sind bereits Millionen Bienen verendet. Roland Netter, Imker aus Strengberg im Bezirk Amstetten, beklagt beispielsweise „zwischen 20 und 45 Prozent reine Neonics-Schäden.“ „Reine“ deshalb, weil etwa auch Varroa-Milben zum Bienensterben betragen. Aber damit haben die Imker umzugehen gelernt.
Mit mäßigem Erfolg. Erst im März hatte Österreich gemeinsam mit acht weiteren Staaten gegen ein von der EU-Kommission vorgeschlagenes Verbot gestimmt. 13 Staaten wären dafür gewesen. Die notwendige 74-Prozent-Mehrheit wurde damit nicht erreicht, die EU-Kommission ging in Berufung. Eine zweite Abstimmung findet voraussichtlich am 29. April statt. Die Haltung der EU-Kommission basiert auf einer Studie der Europäischen LebensmittelbehördeEFSA, die nachweist, dass Neonics für das grassierende Bienensterben mitverantwortlich sind.
Kritik an der AGES
Seine bewusst provokante Conclusio: Der wahre Wert liegt irgendwo zwischen 0,38 und 50 Prozent. Mit einem anderen Abstimmungsverhalten Österreichs ist aber auch am 29. April nicht zu rechnen. Das Aussetzen von Neonics würde gentechnisch verändertem Saatgut Tür und Tor öffnen, heißt es aus dem Büro von Nikolaus Berlakovich. Zudem habe der Schutz der Bienen vor Krankheiten, wie der Varroa-Milbe, Priorität.
Von der AGES war vorerst keine Stellungnahme zu bekommen. Ende Mai soll es einen Bienen-Workshop für alle Interessengruppen – Imker, Landwirtschaft, Wissenschaft, Behörden, Industrie und Vermarkter – geben.
Kommentare