Hat eine Fliege Schuld am Bienensterben?

Hat eine Fliege Schuld am Bienensterben?
Apocephalus Borealis heißt die parasitäre Fliegenart, die ihre Eier an den Körper von Honigbienen legt.

Insektizide, Krankheiten oder doch eine Eiweißstörung? Jahrelang rätseln Forscher auf der ganzen Welt nun schon warum massenhaft Bienenvölker, scheinbar ohne jeden Grund, binnen weniger Tage verenden.

Amerikanische Wissenschaftler könnten jetzt die Ursache in Form der Apocephalus Borealis gefunden haben. Diese parasitär lebende Fliegenart - sie weist üblicherweise eine Größe von nur einem knappen Millimeter auf - legt ihre Eier direkt an den Körper von Honigbienen.

Wie Andrew Core und John Hafernik von der San Francisco State University herausgefunden haben, nisten die Fliegen auf dem Körper der Biene, welche in der Folge den Bienenstock "unkontrolliert" verlassen und daraufhin sterben.

Zufallsfund

Bislang kann die Fliege nur in Kalifornien und South Dakota nachgewiesen werden, könne dadurch aber eine Gefahr für "Bienenkolonien in ganz Nordamerika" darstellen, so die beiden Wissenschaftler in einem im Fachjournal PLoS ONE Essay.

Dass der Parasit überhaupt entdeckt wurde, verdankt Hafernik nach eigenen Angaben aber einem Zufall. 2008 hatte er nach Futter für ein Laborinsekt gesucht und daraufhin ein paar Bienen vor dem Biologie-Institut eingesammelt.

"Aber als zerstreuter Professor vergaß ich die Bienen in ihrem Glasfläschchen auf meinem Schreibtisch", gab Hafernik zu Protokoll, "und wunderte mich später über die vielen Fliegenpuppen, die die Bienen umgaben". Da waren die Tiere bereits aus den Eiern geschlüpft, die Bienen tot.

Befallene Bienen würden sich wie Motten um das Licht scharen und dabei, ohne jede Art von Orientierungssinn, "ununterbrochen ihre Beine ausstrecken und dann hinfallen. Sie sehen aus wie Zombies", stellt Core fest.

Genauere Untersuchung

"Jetzt gilt es herauszufinden, wie genau der Parasit das Verhalten der Bienen beeinflusst. Vielleicht mischt er die "Uhr-Gene" der Bienen auf, mit denen die Bienen ihren normalen Tag-Nacht-Rhythmus beibehalten", beschreibt Hafernik die weitere Vorgehensweise.

Denkbar sei auch, dass wie von anderen Wissenschaftlern vermutet, Viren (die eine Deformierung der Flügel auslösen) und eine Pilzerkrankung die eigentliche Ursache für das Massensterben sind. Dafür spreche die Tatsache, dass bei der Analyse "befallener" Bienenstöcke sowohl Bienen als auch Fliegen oft von diesen Krankheiten heimgesucht waren.

"Wie wir die Bienen am besten schützen können, wissen wir noch nicht. Dafür fehlt uns noch eine wesentliche Information: wo die Fliegen die Bienen befallen", so Hafernik weiter. "Wahrscheinlich passiert es draußen, wenn die Bienen ausfliegen zur Futtersuche. Denn bei den Bienenstöcken haben wir die Fliegen bisher nicht beobachtet. Aber da stochern wir noch in einer Art schwarzem Loch herum."

Da außerdem unklar ist, ob die befallenen Bienen aus dem Stock "hinausgeworfen" oder diesen freiwillig verlassen, sollen die Honigbienen in einem ersten Schritt nun mit winzigen Sendern und Videokameras überwacht werden.

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