Bahn-Modernisierung: Der Oberpinzgau wartet auf die E-Lok
Auch mit Dieselantrieb ist die jüngere Vergangenheit der Pinzgauer Lokalbahn eine Erfolgsgeschichte. Seit die Salzburg AG die Schmalspurbahn von Zell am See bis Krimml im hintersten Winkel des Oberpinzgaus 2008 übernommen hat, hat sich die Zahl der Fahrgäste vervierfacht. Im Jahr 2019 wurde erstmals mehr als eine Million Fahrgäste gezählt.
Angesichts dieser Erfolgsgeschichte nimmt das Land nun die – dringend notwendige – Modernisierung in Angriff. Denn 2026 läuft die Lebensdauer der aktuellen Dieseltriebwagen aus. Bis dahin will das Land Salzburg die knapp 53 Kilometer lange Strecke elektrifiziert und die Pinzgaubahn mit neun neuen E-Triebwagen ausgestattet haben.
Ambitionierter Zeitplan
Das ist ein ambitionierter Zeitplan. Alleine die Elektrifizierung schlägt nach aktueller Planung mit 42,3 Millionen Euro zu Buche. „Wir bemühen uns intensiv um eine Mitfinanzierung des Bundes“, sagte Verkehrslandesrat Stefan Schnöll (ÖVP) vor Kurzem im Salzburger Landtag im Rahmen einer Anfragebeantwortung.
„Wir probieren, in das mittelfristige Investitionsprogramm für Privatbahnen 2021 bis 2025 hineinzukommen“, erklärte Schnöll. Gelingt das nicht, wird sich das Land Alternativen überlegen müssen. „Wenn der Bund nicht mit zahlt, wird die Umsetzung allein vonseiten des Landes sehr, sehr schwierig“, sagte Schnöll.
Lokalbahn
Die Lokalbahn, die den nördlichen Flachgau mit der Landeshauptstadt verbindet, soll ausgebaut werden. Die einspurige Bahn soll streckenweise auf zwei Gleise ausgebaut werden, um einen 15-Minuten-Takt statt dem aktuellen 30-Minuten-Takt zu ermöglichen. Bis 2022 soll dieses Projekt abgeschlossen sein. Mit weiteren Maßnahmen sollen bis 2025 insgesamt 100 Millionen Euro investiert werden
Stadt-Regionalbahn
Streng genommen ist es nur eine Verlängerung der Lokalbahn ins Stadtzentrum. Da es um einen Schienentunnel mitten in der Stadt geht, wird Salzburgs „Mini-U-Bahn“ aber als eigenes Projekt wahrgenommen. Aktuell laufen die Vorarbeiten, der erste Abschnitt vom Bahnhof bis zum Mirabellplatz soll ab 2023 gebaut werden und 140 Millionen Euro kosten. Die gesamte Trasse bis nach Hallein im Süden soll nach aktuellen Plänen 650 Millionen Euro kosten
Verlängerung geprüft
Zumal es schon bei den Fahrzeugen keine Unterstützung des Bundes geben werde. Für neun neue Fahrzeuge müsse man mit 80 Millionen Euro an Kosten rechnen, so Schnöll. Um optimale Konditionen verhandeln zu können, hat sich Salzburg mit drei anderen Schmalspurbahnbetreibern, der Steiermarkbahn, der Zillertalbahn und den Niederösterreich Bahnen in einer Interessensgemeinschaft zusammengeschlossen.
Wenn all das gelingt, könnten 2026 tatsächlich die ersten E-Loks zwischen Vorderkrimml und Zell am See verkehren. Die notwendigen Bauarbeiten seien dabei nicht das Problem. „Die Elektrifizierung wäre in zwei Jahren erledigt“, meint Schnöll.
Neben der Oberleitung, die in einer Traktionsstudie den Vorzug gegenüber einer Teil-Elektrifizierung und Triebwagen mit Wasserstoff bekommen hat, gibt es Überlegungen zu weiteren Bauarbeiten. Die Bahn könnte vom Ortsteil Vorderkrimml in der Gemeinde Wald nach Krimml in die Nähe der berühmten Wasserfälle verlängert werden.
Abzweigung nach Kaprun
Obwohl es dabei nur um etwa drei Kilometer geht, wären circa weitere 25 Millionen Euro fällig. Damit wäre aber auch eine der wichtigsten Touristenattraktionen des Pinzgaus direkt mit der Bahn erschlossen. Ideen gibt es auch für einen weiteren Touristen-Hotspot, nämlich Kaprun.
Ein weiteres Gleis könnte die Gemeinde mit den berühmten Stauseen und dem Gletscherskigebiet Kitzsteinhorn an das Bahnnetz anbinden. Erste Schätzungen rechnen mit weiteren 44 Millionen Euro. Rechnet man alle Investitionsideen zusammen, kommt man auf etwas unter 200 Millionen Euro. Das wird sich, wenn überhaupt, nur über einen langen Zeitraum gestreckt finanzieren lassen.
Ein anderer Teil der Pinzgaubahn fiel dagegen der Modernisierung zum Opfer. Die Verladestelle für den Güterverkehr wird gerade demontiert. Das Verladen von Schmal- auf Normalspur und retour war aufwendig, seit 2017 wurde der Güterverkehr praktisch nicht mehr in Anspruch genommen.
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