Geliebt und gehasst
Von den einen befürwortet und den anderen verteufelt: Seit Kickl 2018 die berittene Polizei ins Leben gerufen hatte, flogen polizeiintern und politisch wegen der Kavallerie die Fetzen. Obwohl nach den Pannen der ersten Monate das Projekt der Direktion für Spezialeinheiten im Innenministerium unterstellt wurde und die Cobra die Ausbildung auf professionelle Beine gestellt hatte, überlebte die Staffel den politischen Druck nicht.
Weil die Wallache quasi mit dem FPÖ-Siegel gebrandmarkt waren, wollte sie Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) keinesfalls in seiner Stadt galoppieren sehen. Übergangsminister Wolfgang Peschorn zog nach einer Evaluierung und mangels fehlender Genehmigungen für den Einsatz in der Bundeshauptstadt schließlich die Reißleine und beendete die Causa, noch bevor der erste Einsatz vom hohen Ross aus erfolgen konnte.
Die neun übrig gebliebenen Wallache wurden international zum Verkauf ausgeschrieben und in der Zwischenzeit bei den Lipizzanern der Hofreitschule am Heldenberg untergebracht.
"Es bestand großes Interesse von Reiterstaffeln aus Europa. In den meisten EU-Ländern hat die berittene Polizei einen sehr hohen Stellenwert und wird als prestigeträchtig angesehen", erklärt der Leiter der Direktion für Spezialeinheiten, Bernhard Treibenreif. Neben Angeboten aus Deutschland hatten sich auch niederländische Reiterstaffeln um die Wallache bemüht.
Die Finanzprokuratur unter der Leitung von Wolfgang Peschorn gab jedoch der serbischen Polizeibrigade als Bestbieter den Zuschlag. "Für die Republik Österreich konnte durch den Verkauf ein sehr ansehnlicher Preis lukriert werden", heißt es dazu. Die serbische Delegation rückte am Donnerstag mit einem Sattelschlepper am Heldenberg an, um die Tiere nochmals von einem Veterinärmediziner untersuchen zu lassen. Danach gab es grünes Licht für den Abtransport.
Lange Fahrt
"Um sie zu schonen, hat man die Fahrt bewusst für die Abend- und Nachtstunden geplant", so Treibenreif, der persönlich beim Abschied der Tiere dabei war.
Die Serben, die bereits seit 1946 erfolgreich eine Polizei-Reiterstaffel mit Sitz in Belgrad betreiben, haben keineswegs die Katze im Sack gekauft. Alle neun Wallache gelten als bestens ausgebildet. Die Prüfung der Pferde und der Polizeireiter wurde bereits im Juli 2019 von einer internationalen Expertenkommission unter Beteiligung von kommissionellen Prüfern des österreichischen Pferdesportverbandes abgenommen.
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