Polizeipferde traben in Hofreitschule

Polizeipferde traben in Hofreitschule
Neun Tiere der Reiterstaffel kommen bis zu ihrem Verkauf ins Lipizzaner-Trainingszentrum nach Niederösterreich.

Es ist das vermutlich letzte Kapitel in der langen Posse um die berittene Polizei. Ihre letzten Tage im Staatsdienst bestreiten neun Wallache der Reiterstaffel Schulter an Schulter mit Österreichs bekanntesten Pferden – den Lipizzanern der Spanischen Hofreitschule. Die Polizeipferde werden bis zu ihrem Verkauf im Lipizzaner-Ausbildungs- und Trainingszentrum Heldenberg im Bezirk Hollabrunn untergebracht. Um Kosten zu sparen, soll das vom Bundesheer angemietete Polizei-Reitzentrum in der Militärakademie Wiener Neustadt so schnell wie möglich aufgelöst werden.

Am Sonntag war es für die ersten Tiere der Kavallerie soweit: Im Beisein der für die Hofreitschule zuständigen Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) und Geschäftsführerin Sonja Klima wurden die Polizeiwallache am Heldenberg feierlich in Empfang genommen. Mit 81 Pferdeboxen und Nebenräumen bieten die Stallungen ideale Voraussetzungen als Ausweichquartier. Durch ständige Aus- und Umbauten ist aus dem seinerzeitigen Sommerquartier der Lipizzaner mittlerweile ein voll funktionierendes Trainingszentrum geworden. Der Heldenberg ist neben der Spanischen Hofreitschule in Wien die Ausbildungsstätte für die Junghengste.

Polizeipferde traben in Hofreitschule

Die Stallungen in Heldenberg sind ein ideales Ausweichquartier

Ex-FPÖ-Innenminister Herbert Kickl hatte bekanntlich mit seinem Steckenpferd, der Reiterstaffel, Polizei und Politik gespalten. Befürworter und Gegner lieferten sich einen harten Schlagabtausch. Auch das Ende der Berittenen wurde zum Politikum. Übergangsminister Wolfgang Peschorn ließ das Projekt evaluieren. Neben den hohen Kosten gab es außerdem kräftigen Gegenwind von Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Ludwig hatte das Ass im Ärmel, keine gesetzliche Grundlage für die Beseitigung des anfallenden Pferdemists zu beschließen.

Monatliche Kosten von 16.000 Euro

Peschorn zog die Reißleine und gab den Auftrag zur Rückabwicklung und den Verkauf der Pferde. Weil sich im Stall in Wiener Neustadt die Fixkosten für Futter, Hufschmied, Miete (5.000 Euro) etc. auf monatlich 16.000 Euro belaufen, „parkt“ man neun Wallache nun in der Hofreitschule. Die Einstellgebühr ist wesentlich geringer und die Pferde werden bestens betreut und geritten. Die beiden Rappen „Zalan“ und „Zadar“, Gastgeschenke des ungarischen Premiers Viktor Orban, werden an den Nachbarn zurückgegeben.

„Der große Benefit ist, dass die Beamten der Reiterstaffel wieder in den exekutiven Außendienst zurückkehren und nicht nur Stallwart spielen müssen. Ihnen gilt großer Dank. Sie haben viel Herzblut und Energie in dieses Projekt gesteckt“, erklärt Cobra-Chef Bernhard Treibenreif, der zuletzt mit seiner Spezialeinheit für die berittene Polizei verantwortlich zeichnete.

Tiere heiß begehrt

Parallel laufen bereits die Formalitäten für die Veräußerung der Wallache. Zunächst muss den Gesetzen entsprechend die Vergabe innerhalb des Bundes ausgeschrieben werden. Dies kann frühestens am 25. Februar erfolgen. Erst danach kommt es zum externen Vergabeverfahren.

Das Innenministerium rechnet damit, dass die Tiere ein begehrtes Gut sind. Schließlich wurden Monate in die fundierte Ausbildung und in das Spezialtraining der Pferde investiert. „Ausländische Reiterstaffeln aus Dänemark, Slowenien, Ungarn und anderen Länder haben bereits großes Interesse bekundet“, so Treibenreif.

Anders als in Österreich hat die berittene Polizei in vielen europäischen Ländern einen hohen Stellenwert. 21 von 28 EU-Ländern und elf von 16 deutschen Bundesländern leisten sich eine Kavallerie für repräsentative Zwecke oder für den Einsatz gegen Fußballrowdys und bei Demos. Auch als Präventionsstreifen in Städten gegen Dämmerungseinbrüche kommen Reiterstaffeln im Ausland zum Einsatz.

Durch eine Evaluierung des Projekts „Berittene Polizei“ sind auch die bisherigen Kosten ans Tageslicht gekommen. Von 1. Juni 2018 bis 26. September 2019 kostete das unter dem damaligen FPÖ-Innenminister Herbert Kickl etablierte Prestigevorhaben insgesamt 2,345 Millionen Euro.

Rund 1,5 Millionen Euro entfallen auf die Personalkosten. Diese wären allerdings auch angefallen, wären die Polizisten statt der Reiterstaffel  anderen Dienstbereichen zugeteilt gewesen, betonte Peschorn. Rund 900.000 Euro kamen für den sogenannten „Sachkostenaufwand“  zusammen – das heißt für Miete, Futter, Sättel, Pferdeanhänger und vieles mehr.

Nach den anfänglichen Schwierigkeiten und Pannen der ersten Monate wurde die Reiterstaffel im Herbst 2018 der Direktion für Spezialeinheiten – zu der auch die Cobra gehört – unterstellt. Nach monatelanger Ausbildung legten Pferde und Beamte im Sommer 2019 ihre Dienstprüfungen für den berittenen Einsatz positiv ab. Auch ein Konzept für die weitere Verwendung in Wien und in anderen Bundesländern wurde erstellt und Innenminister Wolfgang Peschorn vorgelegt. Seine Entscheidung fiel jedoch gegen die Fortführung der Staffel aus. Das Reitausbildungszentrum in Wiener Neustadt soll voraussichtlich im März dem Heer zurückgegeben werden. 

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