Im gesamten Vorjahr wurde im Bundesland nur zwei Risse registriert, 2021 waren es zehn. Und das, obwohl rund 80 Tiere durch DNA-Tests nachgewiesen wurden, wobei die Dunkelziffer ein Vielfaches betragen dürfte: Im Alpenraum werden bis zu 5.000 Wölfe vermutet. Bundesweit meldete das "Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs" für 2022 rund 1.800 tote, verletzte oder als vermisst geltende Nutztiere.
Abschuss leichter möglich
Die aktuellen Vorkommnisse im Ennstal bringen nun auch eine Wende im steirischen Zugang zum Thema: Die verschärften Maßnahmen nach Vorbild aus Kärnten und Niederösterreich dürften übernommen werden. Dort sind Abschüsse von Wölfen unter speziellen Voraussetzungen leichter möglich. Auch Oberösterreich hat zuletzt ähnliche Maßnahmen in Begutachtung geschickt.
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Für die Steiermark wäre das eine Kehrtwende. Der bisher geltende "Wolfsmanagement-Plan" erlaubt einen Abschuss nur ausnahmsweise nach einer Einzelfallprüfung. Und auch nur dann, falls "keine andere zufriedenstellende Lösung vorhanden ist", wie es heißt. Das wäre Vergrämen oder sachgerechter Schutz der Nutztiere. Denn Wölfe könnten nicht "zwischen erlaubten und unerlaubten Beutetieren unterscheiden", so die Erläuterung im Plan. "Sie nehmen die Beute, die am einfachsten zu erreichen ist."
Der mögliche Abschuss von sogenannten Problemwölfen ist eine dezidierte Forderung der Landesjägerschaft und betroffener Bauern. Am Mittwoch gaben die in der Steiermark zuständigen Landesräte Ursula Lackner (SPÖ, Naturschutz) und Hans Seitinger (ÖVP, Landwirtschaft) den Weg frei in diese Richtung: Sie kündigten eine Expertengruppe an, die eine Lösung ähnlich jener in Kärnten ausarbeiten soll, wo jedermann – also nicht nur Jäger – Wölfe als ersten Schritt vertreiben darf, etwa mit Schreckschüssen. Zudem gilt in Kärnten ein Wolf als Risikotier, wenn er binnen eines Monats zehn Schafe oder zwei Rinder reißt.
Die neue steirische Verordnung soll aber auch Maßnahmen für besseren Schutz der Herden fördern, Agrarlandesrat Seitinger plant eine Ankaufsförderung für Schutzzäune.
Allerdings geht das dem Steirer nicht weit genug, denn "auf vielen Almen ist ein umfassender Herdenschutz unmöglich umzusetzen": Der strenge Schutz der Tiere durch die Fauna-Flora-Habitatrichtlinie müsse aufgehoben werden, da in Europa bereits 20.000 Wölfe leben. Die Art sei nicht mehr bedroht, sondern "ein europäisches Problem" geworden.
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