Wölfe sind nach Österreich gekommen, um zu bleiben

Neugieriger Wolf wurde bei Weistrach beobachtet
Die Märchenerzählung vom bösen Wolf hat es endgültig in die Gegenwart geschafft. Neben den Sorgen der Schafbauern, der Angst in der Bevölkerung und der Kritik jener, die den Wolf schützen wollen, emotionalisiert das Thema mehr denn je. So uneinig man sich in den verschiedenen Lagern ist, Expertinnen und Experten sind sich einig: Man wird lernen müssen, mit dem Wolf zu leben.
Der Biologe Kurt Kotrschal ist Sprecher der „Arbeitsgruppe Wildtiere“ des Forums Wissenschaft & Umwelt und beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Thema Wolf.
Das „Haus der Wildnis“ in Lunz am See lädt am Freitag, 31. März, um 19 Uhr zu einem Vortrag von ihm, in dem er über die Rolle des Wolfes für das ökologische Gleichgewicht informiert. Denn während die einen den Schutz des Wolfs fordern, wollen die anderen vor ihm geschützt werden. „Was in der Diskussion oft zu kurz kommt, ist die ökologische Funktion, die dieses Tier als Spitzenprädator, also als Fleischfresser, an der Spitze der Nahrungskette erfüllen kann“, heißt es in der Veranstaltungsankündigung zum Thema des Vortrags.
Daher pocht man beim Naturschutzbund weiter darauf, auf Herdenschutzmaßnahmen zu setzen. Etwa im Zuge des EU-geförderten Projektes „LIFEstockprotect“. Das Programm setzt sich für die Umsetzung von Herdenschutzmaßnahmen ein, „um die Koexistenz von Mensch, Weidetier und Wildtieren zu ermöglichen“, heißt es.
So soll es etwa eine Herdenschutzausbildung für Weidetierhalter oder die Verbesserung von öffentlichen und fachlichen Hilfsstrukturen geben. Karl Groiss, Schafbauer und Mitgründer der Initiative „Wolf – Stopp“ in Langschlag im Waldviertel, sieht das nicht nur positiv: „Wir sind natürlich für den Herdenschutz, aber mit dem Ziel einer Regulierung des Wolfsbestandes.“ Eine Regulierung, also der Abschuss von Tieren, ist in dem Projekt nicht vorgesehen.
"Problemwölfe"
Angesprochen auf die aktuelle Aufregung fordert Felix Knauer, Wildbiologe an der Veterinärmedizinischen Universität Wien, auch mehr Unterstützung von der Landwirtschaftskammer. Wenn jemand im Nebenerwerb Schafe halte, würden sich viele wegen des Aufwands schwer mit Herdenschutzmaßnahmen tun.
Die „alte“ niederösterreichische Landesregierung hat vor Kurzem noch in einer Sitzung einstimmig beschlossen, die Niederösterreichische Wolfsverordnung anzupassen, um auffällige und für Menschen und Nutztiere möglicherweise gefährliche „Problemwölfe“ abschießen zu dürfen. Im Abschuss von Tieren sieht Knauer aber keine Lösung. Würde man einen Wolf „entnehmen“, dann würde das zwar momentan helfen, aber kurze Zeit später seien wieder Wölfe in der Region.
Damit keine Tiere mehr gerissen werden, brauche es große wolfsfreie Zonen. „Wenn man im Waldviertel keine Wölfe haben will, dann müsste man in Tschechien alle Wölfe schießen. Das ist aber rechtlich und praktisch nicht möglich“, so Knauer. Er rät daher sich, „endlich auf den Herdenschutz“ einzulassen, und das mit staatlicher Beratung und Förderungen.
Das sagt auch Alex Elpons, Schafbauer im Südburgenland. Es brauche mehr Förderungen und beschreibt ein Beispiel: Im AMA-Förderprogramm bekomme man für jede gemähte Fläche mehr Geld, als wenn sie extensiv beweidet wird, was jedoch besser für die Natur wäre. „Hier fehlt die Wertschätzung.“
Kommentare