Dort könnte explosives Material oder Waffen versteckt sein, so die Annahme. Denn das würde in den Modus Operandi der ISKP-Terroristen passen. Auch bei anderen Anschlägen in Europa gab es derartige Verstecke.
Schon vor einiger Zeit wurde das schwer zugängliche Areal bei Sieghartskirchen oberflächlich mit Spürhunden und Drohnen untersucht. Da fanden sich allerdings keine Hinweise. Darum gab es weitere Suchaktionen mit Geräten, mit denen metallische Gegenstände in der Erde aufgefunden werden können. Die dürften angeschlagen haben - und führten schließlich zu den Grabungsarbeiten, die noch nicht abgeschlossen sind.
140 Tote
Der ISKP, dem die Verdächtigen zugerechnet werden, hat in den vergangenen Monaten mehrere Anschläge verübt. In der Moskauer Crocus City Hall töteten Terroristen 140 Menschen. In Istanbul stürmten Maskierte eine Kirche und töteten einen Mann. Terroranschläge sollen Anhänger der Gruppierung auch gegen den Kölner Dom und eben den Wiener Stephansdom geplant haben.
Im Zuge der Ermittlungen taucht immer wieder ein Name auf: Der des radikalen Predigers Abu Muhammad Al-Madani. Seine Identität ist nicht restlos geklärt. In den Videos, die er auf Youtube, Telegram oder Tiktok verbreitet, ist sein Gesicht unkenntlich gemacht. Hinweise auf konkrete Örtlichkeiten hinterlässt er nicht. Doch möglicherweise hält er sich in Deutschland auf - und hatte Kontakt zu Verdächtigen, die auch in Wien den Stephansdom ausgekundschaftet haben sollen.
Al-Madani dürfte aus Tadschikistan stammen - so wie die mutmaßlichen Attentäter von Moskau und Istanbul und ein Teil der Verdächtigen in den Wien-Ermittlungen. Laut eigenen Angaben besuchte er eine Religionsschule in Saudi Arabien.
Einreise von "Schwestern und Brüdern"
Mehrere Beschuldigte rund um die Stephansdom-Ermittlungen sollen mit dem Prediger in Kontakt stehen. Darunter jener Mann, der von Deutschland nach Wien ausgeliefert wurde. Er soll für den ISKP Spendenaufrufe gestartet und sich um die Einreise von "Schwestern und Brüdern" gekümmert haben. B., der in Wien in U-Haft sitzt, soll sich Anfang Dezember auch mit einem potenziellen Selbstmord-Attentäter in Köln getroffen haben.
Auch der mögliche Stellvertreter des Predigers soll sich in Wien in U-Haft befinden. Es handelt sich um einen inhaftierten Tschetschenen. Er wurde in der Flüchtlingsunterkunft eines Ehepaares, das ebenso als Beschuldigte geführt wird, festgenommen. Dieses Ehepaar wiederum soll als Ansprechpartner für die Schüler des Predigers in Wien gedient haben. Per Whatsapp soll der Mann Nachrichten wie folgende verschickt haben: "Kämpft, kämpft, kämpft! Kämpft solange, bis diese Welt von Ungläubigen (...) befreit ist."
Die Verdächtigen leugnen. Auf ihren Handys fanden sich allerdings auffällige Detailaufnahmen des Stephansdoms. Diese hatte der Beschuldigte B. am 8. Dezember des Vorjahres angefertigt. Beamte, die den Tadschiken bereits observierten, beobachteten seinen Streifzug durch den Dom. Dass er mehrere Fotos und ein Video von der Kirche anfertigte, blieb nicht unbemerkt. Ebenso wenig, dass er anscheinend die Struktur der Wände prüfen wollte und sie mehrmals mit der Faust abklopfte. Besonderes Interesse dürften auch die nicht öffentlichen Ein- und Ausgänge geweckt haben.
Am nächsten Tag tauchte der Mann wieder auf. Diesmal zeigte er sich am Äußeren der Kirche interessiert - eine weitere Parallele zu den Anschlägen in Istanbul und Moskau. Auch dort hatten als Touristen getarnte Terroristen Fotos und Videos von ihren Zielen angefertigt.
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