Allerheiligen: So stirbt es sich in Österreich
„Pi mal Daumen stirbt pro Jahr ein Prozent der österreichischen Bevölkerung“, sagt Bundesbestattungssprecher Rainer Wernhart. „Aber so genau hält sich der Tod nicht an Zeitabschnitte.“
Die Zahlen geben ihm trotzdem recht. Laut Statistik Austria starben im Vorjahr 83.975 Personen in Österreich. Pro Tag also immerhin 227 - 51 Prozent davon waren Frauen. Hauptursachen waren Kreislauf-Erkrankungen und Krebs.
Es ist also ein krisensicherer Job, den die österreichischen Bestatter haben. Von ihnen gibt es bundesweit 539, die meisten, nämlich 151, in Oberösterreich.
Dabei hätten sie im Burgenland und in Kärnten eigentlich am meisten zu tun. Dort liegen die Sterberaten nämlich über dem bundesweiten Schnitt. Wissenschafter führen das zum Teil auf das niedrigere Durchschnittshaushaltseinkommen zurück. Zugespitzt formuliert: Je reicher man ist, desto besser und länger lebt man.
Vielleicht leben deshalb die meisten Über-100-Jährigen, und zwar 32, im Wiener Nobel-Bezirk Döbling. Insgesamt gibt es bundesweit 1.290 Personen, die über 100 Jahre alt sind.
Über regionale Unterschiede berichtet Wernhart auch punkto Bestattungsarten. „Hier haben wir ein starkes West-Ost-Gefälle.“
Individualität bis zuletzt
So lassen sich in Vorarlberg zwischen 80 und 90 Prozent der Verstorbenen kremieren, während es im Burgenland nur 15 bis 20 Prozent sind. Die Tendenz zur Feuerbestattung steigt jedoch stark an.
Denn individualisierte Bestattungen liegen auch in Österreich schwer im Trend. Von der Beerdigung im Fair-Trade-Sarg aus Weidenrute oder Bambus bis hin zur Verwandlung in einen Diamant – den Wünschen sind (fast) keine Grenzen gesetzt. In Wien gibt es seit Kurzem sogar die Möglichkeit, den eigenen Sarg (oder den eines geliebten Verstorbenen) in Do-it-yourself-Manier zu gestalten.
Bei Menschen ab 30 Jahren stehen laut einer neuen Umfrage von Meinungsforscher Peter Hajek insbesondere Naturbestattungen hoch im Kurs. Wobei Wald- und Baumbestattungen auf der Beliebtheitsskala ganz oben rangieren. Das meist genannte Motiv war übrigens, dass sich nach der Beerdigung einer (biologisch abbaubaren) Urne niemand um die Grabpflege kümmern müsse. Und gar nicht so wenige möchten nach ihrem Ableben einfach ein Teil der Natur werden (bzw. bleiben).
Natürlich spielen auch finanzielle Überlegungen eine Rolle, weil die jährliche Grabgebühr entfällt. Apropos Kosten – die variieren je nach Bestattungsart massiv. So blättert man für eine Flugbestattung etwa 3.435 Euro hin, ein Plätzchen unterm Baum im Klosterwald von Kirchberg am Wechsel (NÖ) gibt es ab 800 Euro (auf dem Kahlenberger Waldfriedhof in Wien kostet Selbiges 1.800 bis 4.500 Euro) und eine Donaubestattung kommt auf 2.780 Euro.
Möglich macht diese Vielfalt eine Reihe von Professionisten. Der KURIER stellt einige von ihnen vor.
Vor der Bestattung:
Andreas Nevrivy aus Stammersdorf ist Thanatopraktiker am Wiener Zentralfriedhof. Er macht die Toten wieder hübsch, damit Angehörige sich am offenen Sarg verabschieden können.
Für die Trauerfeier:
Eigentlich ist Robert Miedler Ziviltechniker. Als Hobbypilot nimmt die Verstorbenen mit auf ihre letzte Reise.
Bei der Beerdigung:
Andreas Polszter hebt am Friedhof in Mödling nicht nur Gräber aus. Die Lebenden sind ihm ein großes Anliegen.
Die Alternative:
Nicht für alle ist eine klassische Bestattung das Richtige. Forstmeister Christian Berner hilft Menschen bei der Auswahl ihrer letzten Ruhestätte im „Klosterwald“ in NÖ.
Für Individualisten:
Romana Maschek gestaltet in ihrem Wiener Sargatelier gemeinsam mit Hinterbliebenen Wunsch-Särge.
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