Waldbestattung: Für jeden Toten den richtigen Baum

Forstmeister Christian Berner betreut seit 29 Jahren den Wald.
Forstmeister Christian Berner hilft Menschen bei der Auswahl ihrer letzten Ruhestätte im „Klosterwald“ in NÖ.

Christian Berner stapft durch den goldgelb leuchtenden Herbstwald. Sein Büro ist die Natur, man könnte fast sagen, der Forstmeister kennt sich besser mit Bäumen als mit Menschen aus. Seit 29 Jahren kümmert sich der Wiener um den Forst in Kirchberg am Wechsel (Bezirk Neunkirchen), er kennt jeden Baum, jeden Busch. Dass seine Aufgabe eines Tages auch darin bestehen würde, Menschen bei der Wahl ihrer letzten Ruhestätte zu unterstützen, hätte er nie gedacht.

Anfang Oktober eröffnete die Naturbestattung Klosterwald“ ihre erste Fläche in Niederösterreich, fünf weitere sollen Anfang November in der Umgebung Wiens folgen. Die Asche der Verstorbenen wird hier unter einem Baum, den sich die Menschen zu Lebzeiten selbst ausgesucht haben, mitten im Wald bestattet. Berner führt Interessierte durch das Areal. „Das Sterben ist ein Thema, das bespricht man nicht schnell beim Morgenkaffee“, meint er. Eher bei einem Waldspaziergang.

Waldbestattung: Für jeden Toten den richtigen Baum

Angehörige können das Waldstück jederzeit besuchen.

Familien, Einzelpersonen oder Paare führt der 61-Jährige durch den insgesamt 17 Hektar großen Wald. Vor der Führung nimmt Berner eine Vorauswahl vor und markiert gesunde und starke Bäume, die auch noch in 100 Jahren stehen werden. „Wenn die Leute zum ersten Mal hier sind, sehen sie vor lauter Wald die Bäume nicht“, erklärt der Forstmeister.

Jeder Mensch ist anders - genauso wie der Baum

Vor Kurzem spazierte Berner mit einem älteren Ehepaar durch den Wald: „Der Mann hat dann ein Foto von sich und dem Baum gemacht und es seinen Enkerl geschickt und sie gefragt, ob der Baum zu ihm passt. Den Menschen ist es ganz wichtig, ihre Angehörigen da mitentscheiden zu lassen.“

Waldbestattung: Für jeden Toten den richtigen Baum

Christian Berner, Forstmeister, und Axel Baudach, Mitglied der Geschäftsleitung.

Die Urne wird 80 Zentimeter tief in der Erde vergraben, nahe des Baumes, aber immer noch weit genug entfernt, um nicht das Wurzelwerk zu beschädigen. Sie ist aus Holz oder Maisstärke gemacht und verrottet im Laufe der Zeit.

Nachhaltiges Grab

Laubbäume reihen sich an Nadelbäume, soweit das Auge reicht: „Wir versuchen, den Wald jetzt schon nachhaltig zu gestalten. Wir pflanzen Ahorn, Tannen oder Buchen, die sind klimafitter als die Fichte.“

Die Grabpflege übernimmt die Natur. Der Wald soll ein Wald bleiben, daher darf auch kein Friedhofsschmuck aufgestellt werden. Einzig eine handflächengroße Namensplakette wird in den Stamm eingeschlagen. Der Wald ist unter Schutz gestellt und fördert zugleich die Biodiversität.

Berner verabschiedet sich mit den Worten, „auf ein nicht sehr baldiges Wiedersehen.“ Das sagt er zu jedem seiner Kunden, und meint er auch so.

Mehr Infos: Naturbestattung Klosterwald

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