Neue Ausbildungsstellen gegen den Mangel an Fachärzten

Surgeon doctor at hospital.
Mediziner sollen in Tirol mit einer neuen Ausbildungsschiene für Kassenstellen oder den Dienst in Bezirksspitälern gewonnen werden

Mit der jüngsten Gesundheitsreform sollen in Österreich 100 neue Kassenstellen geschaffen werden. Und damit der Spitalsbereich entlastet sowie der niedergelassene Bereich abseits von Wahlarztpraxen gestärkt  werden. 

„Wenn wir keine ausgebildeten Ärzte haben, brauchen wir darüber gar nicht erst diskutieren“, erklärte Thomas Müller, Direktor der Kinder- und Jugendheilkunde der Universitätsklinik Innsbruck, am Mittwoch am Rande einer Pressekonferenz im Landhaus. 

ÖGK sucht Interessenten für 100 zusätzliche Kassenarztstellen

Dabei wurde ein gemeinsames Maßnahmenpaket von Land, Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK), Ärztekammer und Tirol Kliniken präsentiert, das genau hier ansetzt. „Es ist uns wichtig, ein bedarfsgerechtes Arztangebot zu haben“, erklärte Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP).

23 zusätzliche Stellen

In einer gemeinsamen Ärztebedarfsanalyse wurden Mangelfächer identifiziert. Genau in diesen Bereichen sollen 23 zusätzliche Ausbildungsstellen bis 2025 geschaffen werden. In der Kinder- und Jugendheilkunde sind etwa acht solcher zusätzlichen Stellen geplant, was Müller als „historisch“ bezeichnet. Mit einer Bedarfsanalyse, die er für sein Fach auf eigene Faust erstellt hatte, war er gewissermaßen Anstoßer des Projekts.

„Wir merken alle, dass es in vielen Bereichen knatscht“, erklärte Tirols Ärztekammerpräsident Stefan Kastner mit Verweis auf überlaufende Praxen und langen Wartezeiten auf einen Arzttermin. Die Lösung seien nicht mehr Studienplätze. „Wir müssen die Leute im Studium abholen.“ 

Konkret sollen angehenden Medizinern Ausbildungsstellen angeboten werden, die sie an Bezirkskrankenhäuser, ins Landeskrankenhaus Innsbruck und letztlich in Lehrpraxen der jeweiligen Fächer führen. 

Kinderärzte: Österreichweit neun Prozent der Kassenstellen unbesetzt

In diesem Ausbildungsmix sieht Kastner die Chance, dass sich die Mediziner mit Stellen in der Peripherie anfreunden, weil sie diese in der Praxis kennenlernen. Oder aber auch die Scheu vor dem Unternehmertum verlieren. Die neuen Stellen ermöglichen zudem einen raschen Einstieg für Absolventen, die ansonsten laut Kastner teilweise monatelang auf Ausbildungsplätze warten müssen.

"Durch die zusätzlichen Ausbildungsstellen soll mehr Absolventinnen und Absolventen ein rascherer Einstieg in die Ausbildung ermöglicht werden – genau in jenen Fächern, in denen ein Mangel besteht. Damit soll das Tiroler Gesundheitssystem in einer Perspektive der nächsten sechs bis zehn Jahre nachhaltig gestärkt werden“, sagt auch Christian Haring, Geschäftsführer der Tirol Kliniken

Aus dem Spitalsbudget

In den Lehrpraxen zahlt die ÖGK den Anbietern Zuschüsse. Was die Finanzierung der zusätzlichen Planstellen in den Bezirks- und Landeskliniken betrifft, blieb man einigermaßen kryptisch. Die Spitäler müssten die notwendigen Mittel budgetär unterbringen, hieß es. 

Medizin-Aufnahmetest und Ärztemangel: Hat das miteinander zu tun?

An der Finanzierung werde es nicht scheitern, wurde versichert. Neben der Kinder- und Jugendheilkunde wird es auch zusätzliche Ausbildungsplätze in der Augenheilkunde (4), Psychiatrie (8), Urologie (2) und Hals-, Nasen- Ohrenheilkunde (1) geben.

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