Kinderärzte: Österreichweit neun Prozent der Kassenstellen unbesetzt

Kinderärzte: Österreichweit neun Prozent der Kassenstellen unbesetzt
Erhebung: Die meisten unbesetzten Kassenstellen gibt es mit einem Anteil von 23 Prozent in NÖ. 170 Ärzte gehen in den kommenden sieben Jahren in Pension.

In ganz Österreich sind derzeit neun Prozent der Kassenstellen für Kinder- und Jugendfachärzte im niedergelassenen Bereich - das sind 25 Stellen - unbesetzt. Die meisten unbesetzten Kassenstellen (9, das entspricht 23 Prozent) gibt es in Niederösterreich. Dies geht aus einer Erhebung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) aus dem ersten Halbjahr 2023 hervor, die am Donnerstag anlässlich der Jahrestagung der Gesellschaft präsentiert wurde.

Für Wien konnte die genaue Richtzahl der derzeitigen Kassenstellen nicht eruiert werden, da einige bereits in Ambulatorien umgewandelt wurden. "Dadurch lässt sich auch nicht abschließend errechnen, wie viele Kassenstellen in Wien derzeit unbesetzt sind", sagt Daniela Karall, Präsidentin der ÖGKJ.

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Auch im stationären Bereich gibt es viele unbesetzte Stellen: In ganz Österreich sind es derzeit 90 Stellen, 44 Stellen für Fachärztinnen bzw. Fachärzte (zirka 6 Prozent) und 46 Stellen für Assistenzärztinnen und Assistenzärzte (zirka 10 Prozent) unbesetzt.

Nach Niederösterreich folgen bei den unbesetzten Kassenstellen im niedergelassenen Bereich Oberösterreich (8 Stellen, 16 Prozent), Steiermark (4 Stellen, 11 Prozent), Salzburg (2 Stellen, 11 Prozent) und Tirol (2 Stellen, 9 Prozent).

Im Burgenland, in Kärnten und in Vorarlberg sind nach dieser Erhebung alle Kassenstellen besetzt.

Die Untersuchung erfolgte im ersten Halbjahr 2023 durch die direkte Befragung der 45 Leiter pädiatrischer Abteilungen sowie der neun Obleute der Landesfachgruppen der Gesellschaft in Form eines strukturierten Fragebogens.

Pensionierungswelle von Kinderärzten steht bevor

Gleichzeitig ermittelte die ÖGKJ, wie viele derzeit aktuell tätige Pädiater in den kommenden sieben Jahren in Pension gehen werden:

Es sind insgesamt 169, das entspricht fast einem Fünftel (18 Prozent) der Kinderärztinnen und Kinderärzte. Von diesen arbeiten 120 in Krankenhäusern und 49 im niedergelassenen Bereich.

"Um auch zukünftig eine flächendeckende pädiatrisch medizinische Versorgung gewährleisten zu können, benötigen wir nun rasch eine Erhöhung von Ausbildungsstellen an Zentren mit Ausbildungskapazitäten", sagt Daniela Karall, Präsidentin der ÖGKJ.

"Es gibt auch eine Tendenz bei den jüngeren Kolleginnen und Kollegen, sich nicht auf einen Kassenvertrag einzulassen", sagt Reinhold Kerbl, Generalsekretär der ÖGKJ. "Das Angestelltenverhältnis wird von vielen gegenüber dem Selbstständigenverhältnis bevorzugt."

Deshalb sei es notwendig, neue Organisationsmodelle zu überlegen.  Ein Beispiel ist die Kinderambulanz in Liezen in der Steiermark – eine „dislozierte“ Einrichtung der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde des LKH Hochsteiermark.

Covid-Impfung für Kinder

Die Frage, welche Kinder mit dem angepassten neuen Covid-Impfstoff (XBB.1.5) geimpft werden sollen und welche nicht sei "ein schwieriges Kapitel, weil es noch sehr wenige Daten gibt", so Kerbl.

Er verwies darauf, dass das Nationale Impfgremium (NIG) die Impfung generell empfiehlt für Kinder ab 12 Jahren, andere Expertengremien - etwa in den USA - eine Empfehlung allerdings bereits ab sechs Monaten aussprechen.

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Laut Kerbl sei die Empfehlung der Fachgesellschaft nicht einstimmig gefallen, weil es verschiedene Meinungen gab.

Der Konsens laute jetzt: Die Impfung werde auch von der ÖGKJ für Kinder und Jugendliche ohne Risikofaktoren ab 12 Jahren empfohlen, allerdings mit niedriger Priorität. Eine Ausnahme sind Kinder und Jugendliche mit Risikofaktoren, wie Erkrankungen der Lunge, des Herzens oder des Immunsystems. Ihnen wird die Impfung mit hoher Priorität empfohlen.

Grundsätzlich kann jedoch jedes Kind auf elterlichen Wunsch laut der Zulassung ab dem Alter von 6 Monaten geimpft werden.

"Die Erkrankung verläuft bei Kindern und Jugendlichen mit überwältigender Mehrheit relativ leicht, in vielen Fällen auch so, dass man sie gar nicht merkt."

Schwere Verläufe seien "sehr sehr selten, aber auch die wollen wir verhindern."

Ärzte fordern intensive Impf-Aufklärung

"Wir haben uns dem NIG aber nur mit der Bedingung angeschlossen, dass die Impfaufklärung für Kinder und Jugendliche besonders intensiv sein sollte", so Kerbl. Es reiche nicht als Kinderarzt einfach zu sagen, wir machen die Impfung, sondern es brauche eine Aufklärung über den individuellen Nutzen und auch potentielle Nebenwirkungen. Grundsätzlich sei der Impfstoff gut verträglich, schwere Nebenwirkungen werden sehr selten beobachtet, heißt es in der Stellungnahme der ÖGKJ.

Kerbl betonte auch, dass die Impfempfehlung "nicht nur für Covid-19, sondern insbesondere für Influenza gilt. Wir empfehlen die Impfung allen Kindern, um schwere Fälle zu verhindern."

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