Österreichs schönste Plätze: Vom Geheimtipp zum Touristenmagnet?

Der Grüne See in der Steiermark war der erste Sieger überhaupt
Wenn am 25. Oktober im TV wieder der schönste Platz Österreichs gesucht wird, werden sich drei Bundesländer wohl besonders ins Zeug legen: Wien, Niederösterreich und das Burgenland hatten bisher noch keinen Sieger in der ORF-Show "9 Plätze - 9 Schätze".
Welches Bundesland führt das Ranking an?
Die meisten ersten Plätze heimste der Westen ein, Vorarlberg steht mit vier ersten Plätzen an der Spitze im Bundesländervergleich, gefolgt von der Steiermark mit drei; Oberösterreich, Tirol, Salzburg und Kärnten konnten jeweils einen Sieg für sich verbuchen.
Den ersten Titel überhaupt gewann 2014 die Steiermark: Der Grüne See in Tragöß (Bezirk Bruck-Mürzzuschlag) war zwar schon davor ein bekanntes Ausflugsziel, aber eher ein lokales Phänomen. Die östereichweite Berühmtheit sprengte dann doch den Rahmen des bisher Dagewesenen, an die 100.000 Besucherinnen und Besucher wollten sich das türkis-grün schimmernde Wasser nicht entgehen lassen.
Und dann war da noch Ashton Kutcher
An Wochenenden und rund um Feiertag zog es drei Mal so viele Gäste an den See, wie der Ort Einwohner hat, das war dann wegen der Parkerei ein bisschen viel. Ein Teil des Ruhms dürfte auch aus sozialen Medien stammen: Ein Posting des US-Schauspielers Ashton Kutcher über das Naturjuwel, das er als "Atlantis" titulierte, wurde Tausende Male geteilt.
Wer hat bisher gewonnen?
- 2014: Grüner See (Steiermark)
- 2015: Formarinsee und Rote Wand (Vorarlberg)
- 2016: Kaisertal (Tirol)
- 2017: Körbersee (Vorarlberg)
- 2018: Schiederweiher (Oberösterreich)
- 2019: Lünersee (Vorarlberg)
- 2020: Strutz-Mühle (Steiermark)
- 2021: Wiegensee (Vorarlberg)
- 2022: Friedenskircherl am Stoderzinken (Steiermark)
- 2023: Burg Landskron (Kärnten)
- 2024: Gaudaunerer Schlucht (Salzburg)
Die Gemeinde Tragöß reagierte mit bewirtschafteten Parkplätzen, später auch mit einem Tauchverbot in dem See, aus naturschutzrechtlichen Gründen. Damit soll das empfindliche Gleichgewicht in dem Gewässer, dessen Wasserstand je nach Schneeschmelze auf bis zu acht Meter steigen kann, geschützt werden.
Heuer allerdings war im Frühjahr dort Ebbe, der See ist ausgetrocknet. Auch diese Bilder verbreiteten sich und zogen erst recht wieder Besucher an.
Kein Eintritt beim Sieger aus 2018
Als der Schiederweiher in Hinterstoder 2018 als klarer Sieger gekürt wurde, war es auch dort vorbei mit der rein regionalen Berühmtheit in Oberösterreich.
Menschenmassen aus allen Bundesländern stürmten daraufhin das Naturjuwel. Anfangs gab es Probleme mit dem Ansturm, acht Jahre später dürfte sich die Lage wieder entspannt haben. Außer an jenen Tagen, an denen es das Wetter besonders gut meint, und die in die Ferien oder ins Wochenende fallen.
Da spielt sich dann wesentlich mehr ab rund um den idyllischen See, auch mit den Parkplätzen kann es dann eng werden. Eintritt oder Ähnliches zu verlangen, sei aber kein Thema, heißt es seitens der Gemeinde Hinterstoder: Probleme gäbe es nicht wegen der Allgemeinheit, sondern meist wegen einzelner Personen, die zum Beispiel die Natur verschmutzen würden.
Warum der Piberger See kein Kandidat wurde
Doch es gibt auch Gemeinden, die dem erwartbaren Rummel gleich von vorherein ausweichen wollen. Das Tiroler Ötztal lebt von Urlaubsgästen - umso bemerkenswerter ist es, dass man hier unlängst die Anfrage für eine Teilnahme an "9 Plätze - 9 Schätze" dankend abgelehnt hat. Der potenzielle Kandidat – der Piburger See in der Gemeinde Oetz - liegt am Fuße einer Bergwiese und ist malerisch von Wald und steilen Bergen eingerahmt. Trotz bester Badequalität droht das Gewässer langfristig bei zu starker Nutzung zu kippen.
Burgenland: Skulpturenpark Markt Neuhodis, Jois am Neusiedler See, Moor in Rohr
Kärnten: Zollnersee, Danielsberg, Dom zu Gurk
Niederösterreich: Retzer Windmühle, Mariazellerbahn, Rosarium Baden
Oberösterreich: Silberzeile in Schärding, Schlögener Schlinge, Tal der Feitelmacher
Salzburg: Buchbergkirche, Lammerklamm, Hintersee
Steiermark: Augstsee, Wallfahrtskirche Maria Straßengel, Eorykogel
Tirol: Verwalltal, Kellerjochkapelle, Jagdhausalm
Vorarlberg: Nostalgiebad „Mili“, Hochplateau Tschengla, Scheidseen
Wien: Stadtpark, Hermannskogel, Augarten
Im Sommer wurde sogar eine Kampagne gestartet, um die Menschen vom Wildbaden abseits des Seeschwimmbads abzuhalten und so den ohnehin großen Andrangs zu drosseln. Man kann also alles außer Werbung durch ein TV-Format brauchen.
"Andere Plätze wurden überrannt"
"Gemeinde und Tourismus haben gemeinsam entschieden, nicht mitzumachen. Wir hatten Sorgen, dass es erst recht noch mehr Zustrom gibt, wenn das ausgestrahlt wird. Das wollten wir tunlichst vermeiden. Man hat ja bei anderen Plätzen gesehen, wie die überrannt wurden", begründet Bürgermeister Hansjörg Falkner. Instagram & Co. seien das eine. Aber mit Fernsehen würden eben auch "Leute angesprochen, die vielleicht nicht so affin für Social Media sind".
Apropos soziale Medien: Der Hype, den Influencer um einen besonders schönen Platz auslösen können, ist beachtlich - laut Analyse aus Mitte 2025 führt der Dachstein in der sogenannten Hashtag-Präsenz mit rund 263.000 Postings auf Instagram, das ist gegenüber 2019 eine Verdopplung.
Die Gefahr der verlockenden Bilder
Während der Dachstein jedoch mit Gondel und ausgebautem Plateau leicht besuchbar ist, können andere reizvolle Fotomotive gefährlich werden: In Bayern bezahlten 2019 zwei Burschen das perfekte Foto mit ihrem Leben - sie stürzten in den Königbach-Wasserfall. 2022 starb ein Mann an den Iguazu-Wasserfällen, sie liegen im Grenzbereich Argentinien und Brasilien: Er hatte sichauf das Geländer gesetzt und das Gleichgewicht verloren.
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