Grüner See ausgetrocknet, Schaulustige strömen dennoch herbei

So sieht der Grüne See derzeit aus
"Mondlandschaft", "Alles Staub" oder "Die Karibik der Alpen ist weg": Wer dieser Tage Google wegen des Grünen Sees bemüht, erhält auf Alarmierung getrimmte Schlagzeilen, denn im Karstsee fehlt jegliches Wasser.
Extrem niedrige Pegelstände kommen schon hin und wieder im Winter vor. Aber dass sich der See völlig ausgetrocknet präsentiert, gab es seit Jahrzehnten nicht.
Doch nicht nur in Tragöß-St. Katharein im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag nimmt man die Trockenheit recht gelassen hin.
Auch die Schaulustigen, die es üblicherweise wegen des türkis-grün schimmernden Wassers in die Obersteiermark zieht (und das nicht erst, seit ein gewisser Ashton Kutcher auf Facebook Vergleiche zu Atlantis zog), betrachten nun eben das Fehlen dieses Wassers als neue Sensation.

So kennt man den Grünen See
"Wir verzeichnen sehr viele Tagestouristen, die jetzt genau wegen dieser Situation kommen und durch den trockenen See spazieren", berichtet Bürgermeister Hubert Zinner (ÖVP). Und gesteht: "Ich bin auch schon in der Mitte des trockenen Sees gestanden."
Schließlich gäbe es das nicht alle Tage, jedenfalls habe er das in der Form bisher noch nie erlebt: "Und ich bin 68 Jahre alt."
Wie konnte das passieren?
Doch wie konnte es überhaupt dazu kommen? Das sei relativ leicht erklärt, versichert Zinner: "Der Niederschlag fehlt." Denn der Karstsee speist sich nicht aus einem Fluss, sondern aus unterirdischen Quellen, diese wiederum aus Niederschlag beziehungsweise Schmelzwasser aus den Bergen. Doch zuletzt fiel Regen oder Schnee im Dezember; weil es zudem wieder kälter wurde, hat die Schneeschmelze nicht eingesetzt – der See trocknete aus.
Doch die Temperaturen steigen allmählich wieder, und auch wenn es im Winter nicht allzu viel Schnee in den Bergen gab – es wird wieder einen Grünen See geben. Wann genau, lässt sich nicht sagen. "14 Tage bis drei Wochen werden es schon werden", überlegt Zinner.
Auch der Wasserstand lässt sich nicht prognostizieren, aber Schwankungen sind bei dem Gewässer die Norm: Den Höchststand mit 7,5 Metern gab es wegen der heftigen Regenfälle im Oktober 2024, üblicherweise ist der Pegel sonst im Frühjahr am höchsten.
In Österreich gibt es laut zuständigem Ministerium rund 25.000 sogenannte stehende Gewässer ab einer Fläche von 250 Quadratmetern. Dazu zählen natürlich entstandene Seen oder Augewässer, aber auch künstlich angelegte Gewässer wie Bagger- oder Stauseen
Etwa 2.140 Gewässer haben eine Fläche von mehr als 10.000 Quadratmetern. 62 wiederum besitzen Wasserflächen von zumindest 50.000 Quadratmetern, wobei 43 von ihnen natürlich entstanden sind. Österreichs größter Binnensee ist der Attersee (OÖ) mit rund 46 Quadratkilometern Fläche
Der tiefste See Österreichs ist der Traunsee (OÖ): Er misst an seiner tiefsten Stelle
191 Meter. Der Bodensee bietet diesbezüglich mehr (254 Meter), allerdings liegt er nicht allein in Österreich. Der Attersee ist bis zu 169 Meter tief, der Millstättersee (Kärnten) bis zu
141 Meter
Ende März war indes die Lage auch im Salzkammergut besorgniserregend. Der Wolfgangsee hatte so wenig Wasser, dass in Strobl keine Schiffe mehr anlegen konnten. Als Lösung wurde angedacht, eine Rinne auszubaggern, in der die Schiffe dann zum Pier zufahren können.
Aktuell hat sie die Lage entspannt. Durch den Regen führt der See derzeit genug Wasser, auch Strobl kann wieder angesteuert werden.
Die Schifffahrt hofft
Das ändert aber nichts daran, dass die Wolfgangsee-Schifffahrt weiterhin auf den positiven Bescheid zum Bau der Rinne hofft. Denn der Wasserpegel kann sich jederzeit wieder nach unten bewegen, wenn es länger nicht regnet. Für die Wirtschaft in den Orten rund um den See ist der Schiffstourismus eine entscheidende Einnahmequelle. Sollte diese ausfallen, könnte sich das verheerend auf einzelne Betriebe auswirken.
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